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Köln: Deutzer Bahnhof zum hässlichsten Gebäude der Stadt erklärt

Im Sommer hatte ein allzu positiver Medienbericht heftigen Widerspruch in der Bevölkerung ausgelöst. Darin war von der erfolgreichen und vorbildlichen Sanierung des Bahnhofs die Rede gewesen. In Leserbriefen wurde nicht nur auf monatelang unveränderte Baustellen, sondern auch auf das unbefriedigende Umfeld des Bahnhofs, der in direkter Nähe der Kölner Messe liegt, hingewiesen. Daraufhin wurde ein Bahnvertreter in den Medien mit der Aussage zitiert, dass „die Planungs- und Genehmigungsverfahren für zusätzliche Brandschutzeinrichtungen, für Beschallung und Beleuchtung … unter anderem wegen der Denkmalschutzbestimmungen „dem Baufortschritt nicht gefolgt“ “ seien.

Der Deutzer Bahnhof entstand kurz vor dem Ersten Weltkrieg, als die Entfestigung des Ortes Deutz die Neugruppierung der hier endenden bzw. über die Rheinbrücke in den linksrheinischen Hauptbahnhof eingeführten Bahnlinien möglich machte. An der Rampe der zwischen 1909 und 1911 erbauten Hohenzollernbrücke an der Stelle eines kleineren Vorgängers entstand damals der zwei Ebenen aufweisende Deutzer „Turmbahnhof“. Während die obere, mit einer dreischiffigen, kriegszerstörten Bahnhofshalle versehenen Ebene die zum Hauptbahnhof führenden Gleise aufnahm, wurde darunter als „Deutz Tief“ eine im Bogen geführte rechtsrheinische Strecke bedient, die vor wenigen Jahren als ICE-Strecke für den Durchgangsverkehr reaktiviert wurde. Auf der Südseite wurde ein im November 1913 eröffnetes Empfangsgebäude errichtet, das aus einem zentralen Kuppelbau auf ovalem Grundriß sowie winkelförmigen Seitenflügeln besteht. Einer davon setzt sich nach hinten als Erschießungshalle für die Gleise fort. Eine unter Denkmalschutz stehende Freitreppenanlage führt von der Vorfahrtsrampe auf den ursprünglich sehr weitläufigen heute verkümmerten Vorplatz und betont so den monumentalen Charakter des Gebäudes.

Der Bahnhofsvorplatz trägt den Namen des Motorenentwicklers Nikolaus August Otto, dem ein später errichtetes Denkmal in Form eines Gasmotors an der Treppenanlage gewidmet ist. Zu den historisch-architektonischen Besonderheiten des Bahnhofs gehört der nach Kriegszerstörung in vereinfachter Form ohne Bauzier wieder aufgebaute Ostflügel. An die traurige Funktion des Bahnsteigs Deutz Tief als Deportationsort für die im benachbarten Messelager gesammelten Kölner Juden erinnert eine Gedenktafel an der Fussgängerunterführung dieses Bahnsteigs.

Im Rahmen der Sanierung wurde die innere Verkleidung der stählernen Kuppel – einer Konstruktion der Kalker Maschinenbauanstalt Humboldt – abgenommen, so dass nun ein Blick auf die Konstruktion möglich ist. Während bei der Wiederinbetriebnahme des Bahnsteigs Deutz Tief die bauzeitlichen Dekorationen der Durchgänge erhalten blieben, wurde sie im zentralen Bahnsteigtunnel beseitigt bzw. überdeckt. Dies und andere Beispiele unsensiblen Umgangs mit der historischen Substanz stiessen vielerorts auf Kritik. Ein Sprecher der Bahn wies anlässlich der  "Ehrung" laut Medienberichten erneut darauf hin, dass die Sanierungsarbeiten in wenigen Monaten beendet würden; eine Begründung für die langen Stillstände gab es nicht.

Die Neugestaltung des Vorplatzes, der in den 1980er Jahren durch Bepflanzung und Betonelemente vom Verkehr abschirmt wurde, soll im Rahmen eines Gesamtplanes der Regionale 2010 erfolgen (siehe hier).

Der Deutzer Bahnhof bei Wikipedia

 

 

Bericht der Bildzeitung

 

 

 

Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers zur „Sauren Zitrone“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers vom Juli 2009

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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