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Stuttgart: Fernsehturm erhielt als drittes Bauwerk den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“

Als der damalige Süddeutsche Rundfunk 1953 begann, einen neuen Fernseh-Sendeturm für Stuttgart und seine dichtbesiedelte Umgebung zu planen, war wohl niemandem bewusst, dass damit eine Revolution im weltweiten Turmbau ausgelöst werden würde.

Im Rahmen eines Festaktes wurde eine Ehrentafel am Fernsehturm enthüllt. An der Veranstaltung, zu der auch die Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen waren, nahmen 150 geladene Gäste des Fritz-Leonhardt-Tages teil.

Zur Begrüßung sprachen die Präsidenten der Bundesingenieurkammer und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, Jens Karstedt und Rainer Wulle. Grußworte wurden gehalten von: Karin Roth ( MdB), Parlamentarische Staatsekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, und Ingrid Felgenträger, Landessendedirektorin des Südwestrundfunks.

Mit der Auszeichnung würdigt die Bundesingenieurkammer den genialen Entwerfer des Turms, Fritz Leonhardt, der schon damals einer der bekanntesten Bauingenieure im Nachkriegs-Deutschland war. Er entwarf und konstruierte in Stuttgart erstmals einen Sendeturm, dessen Antenne auf einem geschlossenen Stahlbeton-Turm errichtet wurde und der gleichzeitig mit einer Aussichtsplattform und einem Restaurant ausgestattet war. Der damals 217 m hohe Turm kostete die stolze Summe von 4,3 Millionen DM (ca. 2,2 Mio. Euro). Trotz der erhöhten Baukosten eine gute Investition, denn in den ersten Jahren strömten mehr als 650.000 Besucher pro Jahr nach Stuttgart, um den ersten modernen Fernsehturm der Welt zu besuchen.

Der 1956 in Betrieb genommene Stuttgarter Fernsehturm ist zeitlos in seiner Gestaltung und frei von allen architektonischen Modeströmungen. Seine Bauweise wurde zum Vorbild einer ganzen Generation von Fernsehtürmen, die unsere Stadtbilder heute prägen. Leonhardt ist es meisterhaft gelungen, dem 15 m breiten Turm-Kopf die Schwere zu nehmen und ihn gleichsam schweben zu lassen. Diese gestalterische Leistung ist bei Ingenieurbauwerken nicht selbstverständlich. Sie hat den Stuttgarter Fernsehturm zu einem unvergleichlichen Wahrzeichen der schwäbischen Metropole und darüber hinaus zum Wahrzeichen der internationalen Ingenieurbaukunst werden lassen. Mit 53 Jahren ist das Wahrzeichen der baden-württembergischen Landeshauptstadt das bisher jüngste Ingenieurbauwerk, dem dieser Titel verliehen wurde.

Aus Anlass der Titelverleihung gibt die Bundesingenieurkammer eine reich illustrierte Broschüre zum Fernsehturm Stuttgart heraus, die als dritter Band der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ erscheint. Das vierköpfige Autorenteam – allesamt hervorragende Ingenieure – zeichnet anschaulich die Entstehungsgeschichte des Turmes nach und würdigt eine der hervorragendsten Ingenieurpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie schildern anschaulich und mit großer Detailkenntnis, wie der erste Beton-Fernsehturm der Welt entstand und warum er den Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ mit vollem Recht trägt.

Die Broschüre kann zum Preis von 14,80 Euro zzgl. Versandkosten bei der Bundesingenieurkammer [1] in Berlin bestellt werden.