Köln: „Haus der Architektur“ und „Rheinische Industriekultur“ laden auf das frühere KHD-Gelände in Kalk ein

Wohl jeder im Stadtteil kennt inzwischen die „Halle Kalk“, diesen großartigen Veranstaltungsort, oder die „Abenteuerhalle 59/60“ für Scater und Kletterkünstler. Weniger bekannt ist, dass diese Gebäude Teil eines der wichtigsten Kölner Industriebetriebe waren, der auf dem Höhepunkt seiner weltweiten Position als Bergwerks- und Baumaschinen-Hersteller über 5000 Arbeiter zählte, 200 Morgen Land besaß (ca. 50 ha), welches bis an die Kalker Hauptstraße heranreichte, und in aller Welt 100 Auslandsvertretungen unterhielt: KHD, Klöckner-Humboldt-Deutz mit seinen Vorgängerfirmen.

Kein anderer Ort auf dem heute rechtsrheinischen Kölner Stadtgebiet ist in so kurzer Zeit und so nachhaltig von der Industrialisierung geprägt worden wie Kalk. Bis 1910 sogar eigenständige Stadt, die im 19. Jhd. explosionsartig aus einer kleinen Ansiedlung zum Industriestandort erster Güte erwachsen war, ist Kalk bis heute vom des Großstrukturen und ungeteilten Riesenarealen dieses Zeitalters gezeichnet – oder gesegnet? Heute ist nur noch ein kleiner Teil des ehemaligen Gesamtkomplexes erhalten, aber auch dieser birgt unabsehbare Schätze in einem sperrigen, aber einmaligen Umfeld. Nur weniges – zu weniges? – steht unter Denkmalschutz und vieles verfällt, dafür sind private Umnutzungen der  Hallen in nichtgeschützten Gebäuden ein Hoffnungsschimmer ziviler Adaptionskraft.

Die Rigorosität, mit der KHD sich das Land und die Stadt zu Eigen gemacht hat, droht seit seinem Niedergang auf die Stadt zurückzufallen. Das Ensemble ist bereits zerstückelt und der Rest harrt einer sinnvollen, die Atmosphäre nutzende Revitalisierung. Aber ist da nicht viel mehr möglich, als noch vor 10 Jahren gedacht? Wie kann das einmalige dieser „3. Landschaft“, die Freiraumqualität in Stadtnähe, das Industrieerbe, die Einzelobjekte in einer veränderten Nachfragestruktur für die Stadt nutzbar gemacht werden? Ist der Gedanke eines „Ensemble-Schutzes weiterführend? Was plant die Stadt? Welche Mischung aus öffentlichem Eingriff und privaten Initiativen ist denkbar, welche temporären Strategien? Wer hat uns dieses schwere Erbe beschert und warum sollten wir uns trotzdem darüber freuen?

Es stellen vor und diskutieren:

– Dr. Walter Buschmann, Rheinische Industriekultur e.V.

– Günter Wevering/Stadt Köln

– Prof. Dieter Prinz (angefragt)

Moderation: Thomas Luczak, hdak

Anschließend gibt es je nach Wetterlage und Teilnehmerzahl die Möglichkeit, mit dem Fahrrad unter sachkundiger Führung das Gelände zu besichtigen.

Freitag, 19.06.2009, 18:00 Uhr | Halle Kalk | Eine Veranstaltung des hdak in Kooperation mit Rheinische Industriekultur e.V. | Anmeldung nicht erforderlich | Teilnahme kostenfrei

Zur Ankündigung des Hauses der Architektur

Hintergrund zur Örtlichkeit und ihrer Geschichte im Webangebot der "Rheinischen Industriekultur"

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Auch die noch erhaltenen linksrheinischen Vorlandbrücken der Mülheimer Brücke wurden Ende der 1920er Jahre von der Maschinenbau-Anstalt Humboldt geliefert.