Industriekultur

Magazin für Denkmalpflege, Landschaft, Sozial-, Umwelt- und Technikgeschichte

Vorträge & Tagungen

Essen: Kulturmetropole Ruhr und die industrielle Vergangenheit

Neben der Funktion des Weltkulturerbes Zeche Zollverein als „Zentraler Schauplatz“ des Kulturhauptstadtjahres sind es bisher vor allem die Bauprojekte in Duisburg und Dortmund, die bleibende Auswirkungen auf den Bestand und die Wirkung der Industriekultur im Revier haben werden. Dabei ist wohl als erstes bemerkenswert, dass alle Projekte mehr oder weniger ältere Wurzeln besitzen bzw. – im Falle des Museums Küppersmühle – sogar nur eine Ergänzung darstellen.

In Dortmund soll nun – mit erheblicher städtischer Beteiligung – das markante Kellereihochhaus der Union-Brauerei "Dortmunder U"– letzter Rest eines einst umfangreichen Industriebaukomplexes und bereits Objekt mehrerer Planungskonzepte, als kulturelles Schaufenster mit Mehrfachnutzung realisiert werden. Beteiligt sind dabei unter anderem die TU (früher Universität) Dortmund und das Museum am Ostwall. Zunächst erhielt allerdings das bekrönende "U" eine neue Vergoldung.

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In Duisburg wird das – bereits hier vorgestellte – Landesarchiv zu den Ruhr2010-Projekten gezählt. Die Umnutzung eines Speicherbaus wurde 2008 beschlossen.

Das Museum Küppersmühle, bereits in den 1990er Jahren im Rahmen der IBA EmscherPark als Kulturbaustein des Innenhafen-Umbaus verwirklicht, erhält nun einen – bereits länger geplanten – spektakulären Erweiterungsbau. Die bisher äußerlich vergleichsweise unangetasteten Industriebauten werden so durch einen massiven neuen Baukörper nach Plänen der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron ergänzt (Bild s.o.).

Wenig bekannt ist bisher über die von den Industriemuseen angeregten Projekte. Die Ausstellung des LWL-Industriemuseums „Helden“ am Standort wurde bereits durch eine Tagung vorbereitet. Im Rheinischen Industriemuseum – in Kürze nach längerer Vakanz unter neuer Leitung – ist vergleichbares noch weniger konkret.

Die Eröffnung des Ruhrmuseums in der Kohlenwäsche der Zeche Zollverein – nun für Herbst 2009 angekündigt – möchte „die vollständige Natur- und Kulturgeschichte der Ruhr“ präsentieren und versteht sich nicht nur als Gedächtnis, sondern als Schaufenster der „Metropole Ruhr“.

Die räumliche Hervorhebung meist industrieller „Landmarken“ – in IBA-Zeiten begonnen – soll für wenige Tage (22.-30. Mai) ergänzt werden durch eine Ballonaktion, bei der die ehemaligen Kohlenschächte durch gelbe Ballons als "Schachtzeichen" sichtbar gemacht werden und so eine das ganze Revier überziehende Struktur bilden.

Nach dem Fokussierung auf die Emscher im Rahmen der IBA soll nun das touristische Interesse auf den Rhein-Herne-Kanal und die anliegenden Städte gelenkt werden; die Industriedenkmale am KulturKanal dürften dabei eine nicht unbedeutende Rolle spielen.

Auch die Umwandlung der zentralen A 42 in eine „Parkautobahn“ soll den Blick auf Landschaften und (Industrie-)denkmale des Ruhrgebiets lenken: Statt der zugewucherten, blick- und schalldichten Böschungen sollen lichte Baumreihen den Durchblick ermöglichen.