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Siegen-Geisweid: Abbruch des Verwaltungs-Hochhauses der ehem. „Stahlwerke Südwestfalen AG“

Anfang 1957 wurde das zwölfstöckige Verwaltungsgebäude der damaligen „Stahlwerke Südwestfalen“ fertiggestellt. Entworfen hatten es die Siegener Architekten Köhne & Reichert; es war der erste derartige Bau in Südwestfalen überhaupt und markierte den Höhepunkt einer letzten Wirtschaftsblüte nach dem Zweiten Weltkrieg.

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Die Edelstahlwerke Südwestfalen gingen aus den 1846 an der Stelle des „Geisweider Hammers“ gegründeten  „Geisweider Eisenwerken“ hervor, die zunächst Puddelstahl erzeugten. 1874 wurde hier (nach der Charlottenhütte in Niederschelden 1864) einer der ersten Kokshochöfen des Siegerlandes errichtet; 1879 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft. 1890 entstanden ebenfalls hier die ersten Siemens-Martin-Öfen der Region. Über Thyssen und Klöckner erfolgte 1930 die Eingliederung in die Vereinigten Stahlwerke; aus der Entflechtung ging über Zwischenschritte 1951 die „Stahlwerke Südwestfalen AG“ hervor, deren „erfolgreiche Umstrukturierung zu einem der größten deutschen Edelstahl-Unternehmen“ der neue Hauptsitz, das Geisweider Verwaltungshochhaus von 1957, dokumentierte.

1977 begann eine Zusammenarbeit mit den Fried. Krupp Hüttenwerken in Bochum; zeitweise Eingliederung in die Krupp Stahl AG endete Mitte 1994 durch die Gründung der Krupp Edelstahlprofile AG mit weiteren Werken in Niederschelden, Hagen und Werdohl. Daraus entstanden später die Edelstahlwerke Südwestfalen.Hatte der Erzbergbau im Siegerland bereits in den 1930er Jahren im Rahmen der NS-Autarkiepolitik und der Kriegswirtschaft nochmals einen Aufschwung erlebt, war das jahrtausendealte Hüttenrevier Siegerland im Zuge des „Wirtschaftswunders“ noch einmal gefragt,bevor gravierende Standortnachteile wie fehlende preiswerte Transportmöglichkeiten und Energiequellen in den frühen 1960er Jahren das vergleichsweise schnelle Aus für Bergwerke und Eisenhütten in der Region bedeuteten – dokumentiert auch in den frühen Zeichnungen und Fotos von Bernd und Hilla Becher. Es überlebten vor allem einige kleine, aber weltweit  führende Maschinenbau- und Gießereibetriebe.

Die Edelstahlwerke Südwestfalen wurden 2007 durch die Schmolz & Bickenbach AG [1] mit weiteren Standorten in u.a. Witten und Krefeld zur den „Deutschen Edelstahlwerken [2]“ zusammengefasst. Das Unternehmen profitiert vom weltweiten Stahlboom, was sich auch auf den auch den Standort Geisweid auswirkt.

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Für das repräsentative Verwaltungsgebäude besteht allerdings kein Bedarf mehr; auf dem Firmengelände wurden neue, zeitgemäße Büroflächen geschaffen. Unvertretbar hohe Kosten für den zu erneuernden Brandschutz in dem auch im Innern repräsentativ ausgestatteten Hochhaus wurden ebenfalls als Grund für die Aufgabe genannt. Auch eine rentable Nachnutzung war nicht wahrscheinlich. Inzwischen wurde das seit Jahren leerstehende Gebäude nach Pressemeldungen aus der Denkmalliste gestrichen.

Quellen:

Forum von lostplaces.de [3]

Wikipedia [3]

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