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Köln: Letzter Rhein-Raddampfer bald ohne Dampf?

Die 1913 auf der Kölner Sachsenberg-Werft gebaute „Goethe“ der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrt AG [1] ist der letzte noch betriebene Seitenraddampfer auf dem Rhein. Er ist im Bereich des „Weltkulturerbes Mittelrheintal“ zwischen Koblenz und Rüdesheim im Einsatz. Das Schiff befindet sich allerdings nicht im Originalzustand; erst 1952 wurde es vom kombinierten Güter- und Passagierdampfer zum reinen Salonschiff umgebaut und 1996 nochmals intensiv überholt. Aus diesen Gründen ist das Schiff – im Unterschied zu den auf anderen deutschen Gewässern, etwa der Elbe, verkehrenden historischen Schiffen – nicht als bewegliches technisches Denkmal eingestuft. Die 1826 gegründete „Köln-Düsseldorfer“ feiert sich als „älteste durchgängig börsennotierte Aktiengesellschaft in Deutschland“mit einer umfangreichen Ausstellung in der Burg von Linz/Rhein (siehe industrie-kultur-Meldung [2] vom April 2008).

Wie nun bekannt wurde, will die Köln-Düsseldorfer das Schiff im Anschluß an diese Saison, die bis Anfang Oktober dauert, im kommenden Winter mit einem neuen, dieselelektrischen Antrieb ausgestattet werden. Nach Angaben des „Freundeskreises“ werden dafür mehrere  Gründe angeführt: Der Maschinenstuhl der „Goethe“ habe einen Riss, der letztlich zurückgeht auf die einen Bombentreffer bei der Versenkung des Bootes im Zweiten  Weltkrieg; die Betriebskosten des Dampfers seien derzeit zu hoch; neue, in einigen Jahren gültig werdende  EU-Verordnungen  würden keine Betriebsbewilligung mehr zulassen.

In einer umfangreichen Pressemitteilung weist der „Freundeskreis“ darauf hin, dass die Maschine – die zu den wenigen erhaltenen Originalteilen des Schiffes gehöre – zu vergleichweise  geringen reparabel sei. Die Betriebskosten seien zwar  höher als bei anderen Schiffen, aber dies werde durch die Einmaligkeit und besondere Anziehungskraft der „Goethe“ wettgemacht.  In Deutschland und vor allem in der Schweiz würden historische Raddampfer mit hohem Aufwand erhalten stellte eine besondere, auch kommerziell wichtige Attraktion und Bereicherung dar. Die angeführte EU-Verordnung werde – nach Recherchen der „Dampferzeitung“- erst im Jahre 2018 für die „Goethe“ relevant; bis dahin sei eine – auch für zahlreiche andere, vor allem in Museumsbesitz betriebene Fahrzeuge erforderliche – Ausnahmeregelung erreichbar.

In einem ausführlichen Gespräch mit Arnim Bauer von der „Dampferzeitung“ erklärte der KD-Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Hildebrandt – zugleich Geschäftsführer der Elbdampfschiffahrtsgesellschaft mit seiner historischen Dampferflotte, sinngemäß, daß die Verhältnisse auf dem Rhein andere seien; man habe mehrere Alternativen geprüft, aber da – im Unterschied zur Elbe – „niemand … den Dampfer unter Denkmalschutz stellen“ wolle und auch trotz politischer Interventionen keine Ausnahmegenehmigung in Sicht, sei nur ein völliger Umbau kaufmännisch vertretbar.

Der „Freundeskreis“ legt dagegen der Köln-Düsseldorfer nahe, sich mit der „Goethe“ ernsthaft gegen die immer beklagte Konkurrenz der kleineren Reedereien zu wenden und sie als „markantes“ Zeichen von Individualität zu pflegen.

Vor allem aber wehrt sie sich, auch angesichts der bereits wechselvollen Umbau-Geschichte der „Goethe“, nach Worten Bauers dagegen, „der Dampfmaschine des letzten Rheindampfers Goethe den Garaus zu machen“ und „das Schiff als eine Art Operettendampfer … mit dieselelektrischem Antrieb weiter zu betreiben“. Zumindest der charakteristische Signalton der Dampfpfeife, so heißt es in der Presse, sei bereits digitalisiert und werde so weiter  als Erkennungszeichen zu hören sein.

Quellen:

Homepage des „Freundeskreises Raddampfer Goethe e.V.“ [3]

Pressemitteilung [4]

Artikel aus der „Dampferzeitung“ 2/2008 [5]

Pressemeldungen

Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach [6]

Kölner Wochenspiegel vom 6. 8. 2008 [7]

Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. 8. 2008 [8] 

Allgemeines zu Raddampfern: http://www.schaufelraddampfer.de [9]

Foto: Freundeskreis Raddampfer Goethe e.V.