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Canfranc/Spanien: Prunkbahnhof in den Pyrenäen wird zur Luxusherberge umgebaut

Im Jahre 1912 war mit dem Bau der Hochgebirgsstrecke von Pau über Oloron und das Aspe-Tal, durch einen Tunnel unterhalb des Somport-Passes bis ins spanische Tal und weiter über Jaca nach Saragossa begonnen worden (Info [1]). 1918 erreichte der erste Zug von Frankreich kommend die spanische Seite. 1927 wurde der Betrieb aufgenommen, aber erst 1928 wurden die Arbeiten endgültig abgeschlossen. Am 18. Juli 1928 wurde der Bahnhof durch den spanischen König Alphons XIII. und Gaston Doumergue, Präsident der französischen Republik, eingeweiht.

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Ein Brückeneinsturz auf französischer Seite am 27. März 1970, ausgelöst durch einen Eisenbahnunfall, führte zur Aufgabe der wenig frequentierten Strecke im Aspe-Tal, die heute weitgehend abgebaut ist; heutiger Endbahnhof ist Oloron. Auf spanischer Seite verkehren bis heute zwei Züge täglich bis Canfranc-Estacion.

Mit dem von heftigen Protesten begleiteten Bau eines Straßentunnels durch das Somport-Massiv, der 2003 fertiggestellt wurde, stieg die Verkehrsbelastung in den betroffenen Pyrenäentälern stark an. Eine Wiederaufnahme des Bahnverkehrs in den Zentralpyrenäen – derzeit bestehen nur Bahnverbindungen entlang der Küsten – wird deshalb auch unter Umweltgesichtspunkten diskutiert (siehe CRELOC [2]).

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Hauptgrund für den Bau von Canfranc war, den Reisenden die Wartezeit beim Umladen und Umspuren der Züge wegen der unterschiedlichen Spurweiten zu verkürzen und ihnen das Erlebnis der Hochgebirgslandschaft zu ermöglichen.

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Die Sanierungsarbeiten am Empfangsgebäude von Canfranc begannen 2006; derzeit ermöglicht ein riesiges Schutzdach die Erneuerung der Dachkonstruktion und der Außenfassaden weitgehend unabhängig von der Witterung. Ursprünglich sollte das geplante Luxushotel – nach anderen Quellen eine Wohnanlage – bereits 2007 fertiggestellt werden. Die die Ortschaft Canfranc-Estacion prägenden Wohnblocks für Eisenbahnmitarbeiter wurden bereits weitgehend saniert und teilweise als Zweitwohnungen vermarktet. Zusätzliche Neubauten nehmen auch erforderliche Infrastruktur auf.

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Bisher unverändert sind die übrigen, groß dimensionierten Eisenbahnanlagen wie Bahnsteige, Ringlokschuppen und Wagenhallen, die teilweise seit Jahrzehnten ungenutzt stehen; auf einer Länge von 1,2 km besitzt der Bahnhof 27 km Gleise. Ob ein Konzept für die Entwicklung des Bahngeländes besteht, ist nicht bekannt; angeblich sollen die Wagenhallen in Kürze abgebrochen werden.

Anläßlich der 80jährigen Wiederkehr der feierlichen Einweihung der heute „Internationaler Bahnhof“ genannten Station wurde eine Fotoausstellung eröffnet, die bis 2009 an verschiedenen Orten der Region Saragossa gezeigt wird. Nähere Informationen hier.

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Die deutschen Fotografen Matthias Maas, Würzburg, und Stefan Gregor, Aschaffenburg, haben in den 1990er Jahren ein umfangreiches fotografisches Dokumentations-Projekt zum Bahnhof umgesetzt und in mehreren Ausstellungen gezeigt (www.canfranc.de [3]).

Beste Informationsgrundlage für den Bahnhof Canfranc und die Bahnstrecke ist der französische Wikipedia-Eintrag [4].