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Stuttgart: „Amputiert, entkernt und ausgehöhlt“ – Colloquium zum Schicksal des Stuttgarter Hauptbahnhofes

Stuttgart hat nicht viele Bauten aus dem frühen 20. Jahrhundert behalten, zum Glück aber den Bahnhof von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer. Der 1914 bis 1922 gebaute und 1927 endgültig fertig gestellte Hauptbahnhof ist ein Wahrzeichen Stuttgarts und genießt in der Baugeschichte Weltruf. Der Bahnhof soll nun amputiert, entkernt, ausgehöhlt werden zugunsten einer Planung, der es an Charme und Reizen nicht fehlt. Ähnlich wie die Elbphilharmonie in Hamburg ist die Stuttgarter Neuplanung ein spektakuläres Projekt, das zwar mit dem historisch Überlieferten arbeitet, es sich aber in einer Weise anverwandelt, dass von dem ursprünglichen Gebäude so gut wie nichts mehr bleibt außer einer fragmentierten Hülle, die mit neuem Inhalt gefüllt wird. Der Abriss der Flügelbauten zerstört die harmonische Komposition des Gesamtbaus ebenso wie die radikalen Eingriffe im Innenraum; die verbleibenden Fassaden werden zum bloßen Bild im Stadtraum. Durch den Wegfall und die Umgestaltung des Gleisapparates geht ein technisches Denkmal erster Güte verloren. An seiner Stelle entsteht eine Shopping-Mall mit Gleisanschluss." 

Umbilicus sueviae – Der Stuttgarter Hauptbahnhof

Kolloquium und Podiumsdiskussion, veranstaltet vom Institut für Kunstgeschichte und
vom Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart, am
Freitag, 13. Juni 2008, 14:00 – 20:00 Uhr

Das Kolloquium geht der Frage nach, ob und in welcher Weise der
Stuttgarter Hauptbahnhof dem Anspruch, der in diesem Titel anklingt,
gerecht geworden ist. Die Vorträge werden sich der Stellung des
Bauwerks im Kontext der Bahnhofsarchitektur im frühen 20. Jahrhundert, seiner Planungsgeschichte, dem Architekten Paul Bonatz, dem
Verkehrskonzept sowie der aktuellen Debatte zur Umnutzung von Bahnhöfen widmen. In der abschließenden Podiumsdiskussion sollen noch einmal Vor- und Nachteile der Planung von Stuttgart 21 diskutiert werden.

Programm

Freitag, 13. Juni 2008, 14:00 – 18:00 Uhr:

Vorträge

Magdalena Bushart/ Klaus Jan Philipp (Stuttgart)
Einführung

Olaf Bartels (Hamburg)
Bahnhofsbauten um 1900. Die große Herausforderung der Verkehrstechnik an die Architektur

Wolfgang Voigt (Frankfurt/Main)
"Ein die Überlieferung klug nutzender Neuerer". Der Architekt Paul Bonatz

Dietrich W. Schmidt (Stuttgart)
Der Hauptbahnhof im Stuttgarter Stadtbild

Hans-Peter Münzenmayer (Stuttgart)
"Stuttgart Hauptbahnhof, einzig in der Geschichte der Eisenbahntechnik"

Ulrich Krings (Köln)
Die Modernisierung deutscher Großstadt-Bahnhöfe seit 1990: Facelifting contra Denkmalschutz?"

18:30-20.00 Uhr: Podiumsdiskussion

Teilnehmer/Teilnehmerinnen: Peter Conradi, Klaus Humpert, Ute Meyer, N.N.
Moderation: Christian Marquardt

Veranstaltungsort:

Universität Stuttgart
Fakultät 1, Architektur und Stadtplanung
Keplerstr. 11, K 1, Raum 1.08 (1. OG)

Veranstalter:

Institut für Kunstgeschichte der Universität Stuttgart
Prof. Dr. Magdalena Bushart
magdalena.bushart@ikg.uni-stuttgart.de

Institut für Architekturgeschichte der Universität Stuttgart
Prof. Dr. Klaus Jan Philipp
klausjan.philipp@ifag.uni-stuttgart.de

/Umbilicus sueviae/ – der Nabel Schwabens

Unter diesem Kennwort hatten die Architekten Scholer und Bonatz ihren Entwurf zum Wettbewerb 1910/11 eingereicht.


(Quelle: Pressemitteilung der Veranstalter)