Industriekultur

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Lothringen – Kokerei Carling

Dazu wird es nun doch nicht kommen: die Kokerei wird zum 1. März 2004 von der Roheisengesellschaft Saar (ROGESA) übernommen. Die ROGESA betreibt als gemeinsame Tochtergesellschaft der Dillinger Hütte und der Saarstahl AG das Hochofenwerk auf dem Werksgelände der Dillinger Hütte und versorgt die Stahlwerke in Dillingen und Völklingen mit Roheisen. Noch Anfang 2003 schien die Stilllegung der Kokerei unabwendbar zu sein. Doch seit dem Sommer wurde die Kokerei Carling wieder als Kaufobjekt interessant. Aufgrund der Stilllegung mehrerer Kokereien in Europa (darunter auch der CdF-Kokerei in Drocourt/Nordfrankreich) und dem Rückgang des Koksexports der VR China kam es nämlich zu einer Angebotsverknappung verbunden mit stark steigenden Marktpreisen. War Koks aus China bis Anfang 2002 für rund 70 US-$/Tonne fob (frei an Bord) zu haben, so stieg der Preis seit Mitte 2002kontinuierlich an und lag Ende März 2003 bei 134 US-$/Tonne fob (Quelle: Jahresbericht des Vereins der Kohlenimporteure e.V.). Die Ursache dafür ist der dramatische Ausbau der Stahlindustrie Chinas, wobei die Roheisenproduktion wesentlich stärker steigt als die Koksproduktion. Als ernstzunehmende Interessenten gaben im November 2003 zwei Handelsgesellschaften Übernahmeangebote bei der CdF ab: ATIC Service, gemeinsame Tochter für Brennstoffhandel von Arcelor, EDF und Total sowie die Petro Carbo Chem AG, Duisburg, eine Gründung des ehemaligen Rütgers-Managers Waldemar Preussner. Die ROGESAtrat erst am 15. Dezember 2003 offen als Mitbieter in Erscheinung und erhielt noch vor Jahresende den Zuschlag, weil sie das attraktivste Paket geschnürt hatte. Neben einer Garantie des Weiterbetriebs der Kokerei für 5 Jahre und dem Erhalt der rund 500 Arbeitsplätze stattet die ROGESA die neue 100 %-ige Tochter mit einem Kapital von 10 Mio. Euro aus und investiert in die dringend erforderlichen Umweltschutzmaßnahmen 15 bis 18 Mio. Euro. Als Kaufpreis für die Aktiva und Übernahme der Kunden soll die CdF rund 20 Mio. Euro erhalten.

Die ROGESA sichert mit der Übernahme der Kokerei Carling die Versorgung der Hochöfen 4 und 5 in Dillingen mit Koks, denn die Produktion der Zentralkokerei Saar reicht schon jetzt dafür nicht aus. Durch die vom Vorstandsvorsitzenden der Dillinger Hütte, Michel Maulvault, angekündigte geplante Steigerung der Roheisenproduktion von derzeit 3,9 Mio. Tonnen im Jahr auf 4,8 Mio. Tonnen im Jahr 2008 hätte sich der Versorgungsengpass noch verschärft.

W.S