Frankreich – Französische Atlantikküste

Durch die Einwirkung von Sonne und Wind verdunstet Wasser und die entstehende Salzsole konzentriert sich immer mehr. Der Salzgehalt steigt von anfänglich 34 bis 37 g/l auf 320 g/l. Aus dieser gesättigten Lösung kristallisiert bei weiterer Verdunstung vonWasser nunmehr Natriumchlorid (NaCl) aus, das Kochsalz. Mittels eines speziellen Schabers (Brett an langem Stiel) wird das Salz vom Saunier („Salzgärtner“) „geerntet“. Zur Trocknung wird das Meersalz dann neben den Kristallisationsbecken aufgeschüttet.

Die wirtschaftliche Bedeutung der Salzgewinnung an der französischen Atlantikküste ist schon seit Jahrzehnten immer mehr zurückgegangen.Dennoch trocknen die „Salzgärten“ nicht völlig aus. Zum einen stellt das handwerklich hergestellte Meersalz ein Nischenprodukt dar, das sich als „Naturprodukt“ zu „gesalzenen“ Preisen absetzen lässt. Als Beispiel dafür sei Guérande genannt, nordwestlich der Loire-Mündung gelegen. Zum anderen werden marais salants aus Gründen des Tourismus erhalten und weiterbetrieben, teilweise in Verbindung mit kleinen Museen zur Geschichte der Meersalzgewinnung (Île de Noirmoutier, Les Sables d’Olonne, Île de Ré).

Das großindustrielle Gegenstück mit wirtschaftlicher Bedeutung kann man am Mittelmeer sehen. Die Gesellschaft Salins du Midi betreibt in der Camargue in Aigues-Mortes und Salin de Giraud gigantische marais salants mit jeweils 11.000 ha Fläche. Gewonnen werden unter Einsatz von Baggern und Förderbändern jährlich 500.000 Tonnen Meersalz. Der Standortvorteil des Mittelmeers liegt im höheren Salzgehalt des Meerwassers (38 g/l) und den klimatischen Bedingungen (mehr Sonnenenergie, weniger Regen).

Insgesamt produziert der Salin-Konzern, der außer in Frankreich auch in Spanien, Tunesien, Senegal und Madagaskar tätig ist, jährlich 4,61 Mio. t Kochsalz (11,5 % der EU-Produktion). Davon sind 3,46 Mio. t Meersalz, 0,5 Mio. t bergmännisch gewonnenes Steinsalz und 0,65 Mio. t aus Sole gewonnenes Siedesalz.Werner Schleser