Dortmund: Sanierung des Kokslöschturms 0 der Kokerei Hansa

Mit seiner stattlichen Höhe von 40 Metern prägt der hölzerne Löschturm die Silhouette der Kokerei Hansa. Wie der Industriedenkmalstiftung nun mitteilte, ist der Turm seit Anfang Januar eingerüstet und die Arbeiten zu seiner denkmalgerechten Sanierung haben begonnen …

„Längst ist der Turm ein Wahrzeichen der Kokerei – nicht nur für die Huckarder Bürgerinnen und Bürger, sondern auch für die vielen Touristen, die unser Industriedenkmal alljährlich besuchen“. Aus Sicht der Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur, Ursula Mehrfeld, ist es deshalb sehr erfreulich, dass die dringend notwendige Sanierung des hölzernen Monuments, das auf einer Stahlbetonkonstruktion ruht, nun gestartet ist. Ende 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Der Kokslöschturm 0, wie er präzise heißt, fällt schnell ins Auge. Anders als die Gebäude und Industrieanlagen aus Beton, Backstein und Stahl ist er aus Fichtenholz konstruiert. „Dieser Baustoff wurde gewählt, weil er preiswert war, eine Wartung vereinfachte und Holz bei Temperaturschwankungen nicht so stark arbeitet wie zum Beispiel Stahl“, erklärt Julia Moldenhauer, Architektin der Stiftung und mit diesem Instandsetzungsprojekt betraut. Die Verschalung war nötig, damit der Wasserdampf, der beim Löschen von Koks entstand, geregelt nach oben geführt werden konnte. Über Abtropfplatten im oberen Bereich des Löschturms wurde der Wasserdampf abgekühlt; er kondensierte und tropfte nach unten. Auf diese Weise konnte ein Teil des Wassers erneut dem Löschwasserkreislauf zugeführt werden.
Der Löschturm auf Hansa, entstanden Ende der 1970er Jahre, weist insbesondere im oberen Teil und an den Balkonen schwere Schäden auf.
Die Fichten-Holzbretter sind zerstört und zahlreiche Nägel haben sich aus den Befestigungsbohlen herausgezogen. Außerdem ist die Betonkonstruktion angegriffen. Die Baumaßnahme sieht die Instandsetzung nach historischem Vorbild vor. Hierfür stehen 716.000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung.

Seitlich am Löschturm befinden sich große Tanks für Wasser, das nötig war, um den Koks, der in Koksöfen unter Luftabschluss gegart wurde, abzulöschen. Sobald der Koks aus dem Ofen gedrückt war und mit Sauerstoff in Kontakt kam, fing er Feuer. Damit er nicht verbrannte und zu Asche zerfiel, wurde er vom Ofen aus direkt in einen Löschwagen geschoben und über Gleise zum Löschturm bewegt. Bei einem Löschvorgang wurden 25 Tonnen Wasser aus den beiden Löschwasserbehältern, dies entspricht in etwa der Füllmenge von 125 Bademannen, herabgelassen und der Koks in 90 Sekunden von 1000°C auf etwa 60°C heruntergekühlt. Große Löschschwaden (Wasserdampfwolken) ließen weithin erkennen: eine Ladung Koks – etwa 12,5 Tonnen – war fertig. Nach diesem Prinzip wurden rund 120 Ladungen am Tag gelöscht und für den weiteren Transport vorbereitet.

Die Kokerei wurde in den Jahren 1927/28 errichtet. Seit 1999 ist die unter Denkmalschutz stehende Anlage für Besucher zugänglich. Der Löschturm auf Hansa bildet zusammen mit Kohlenturm, Ofenbatterien und Löschgleishalle eine bauliche und funktionale Einheit.

Am Abschluss der Sanierungsmaßnahme steht eine Inszenierung des Löschvorgangs für Besucher. Statt „Koks ist fertig“ heißt es dann künftig „Führung auf Hansa!“.

 

7 Millionen Euro für weiteren Erhalt des Industriedenkmals

Regierungspräsidentin Diana Ewert überreichte 19.10. 2016 einen Förderbescheid für die Sanierung von vier hochrangigen Gebäuden und Anlagen der Kokerei Hansa in Dortmund-Huckarde an Ursula Mehrfeld, Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur.

„Das Ruhrgebiet definiert sich längst nicht mehr nur über die Industrie. Umso wichtiger ist der Erhalt der Anlagen und Gebäude, die einst für diese Region identitätsstiftend waren und heute von hohem historischem Wert sind“, sagte Regierungspräsidentin Diana Ewert.

Insgesamt sind für die Sanierungsarbeiten Kosten in Höhe von 7.647.000 Euro veranschlagt. Finanziert werden die Maßnahmen über das Programm der Städtebauförderung der Bundesrepublik Deutschland und des Landes Nordrhein-Westfalen.

Für die Förderung ist die Industriedenkmalstiftung sehr dankbar. „Ohne diese großzügige Zuwendung“ so die Geschäftsführerin Ursula Mehrfeld, „wäre es uns nicht möglich, die Kokerei Hansa als Gesamtensemble und Wahrzeichen des Stadtteils Huckarde zu erhalten und der Öffentlichkeit weiterhin in ihren Prozessabläufen verständlich zu vermitteln.“

Die Investition in die Bewahrung der Industrieanlage eröffnet zugleich weitere Nutzungsmöglichkeiten der Anlage weit über touristische Belange hinaus. „Wir werden künftig“ so Mehrfeld, „die Zielgruppe ‚Kinder und Jugendliche aus dem Dortmunder Norden‘ verstärkt einbeziehen. Um hier, auch zum Beispiel für das Salzlager, nachhaltige und umsetzbare Ideen zu entwickeln, haben wir soeben einen Jugendforscher beauftragt. Die partizipativ zu erarbeitenden Ergebnisse werden in die Entwicklung des Gesamtstandorts einfließen. So können wir die Kokerei Hansa weiter sinnvoll für die Zukunft rüsten, indem wir die alten Relikte der Industriearbeit bewahren und zugleich auf Verjüngung setzen.“

Die Maßnahmen im Einzelnen:

Sanierung des Sortenturms: Dach- und Fachsanierung

Sanierung des Kokslöschturms 0: Erneuerung der Brüstungen und Balkone; Überarbeitung der Holzverschalung; Sanierung der Stützen und Stützenfußpunkte; partieller Korrosionsschutz, Schadstoffsanierung

Sanierung der Koksofenbatterien 0 und 1, 1. BA: Sanierung Meistergänge und Düsenkanäle; Mauerwerkssanierung, Korrosionsschutz, Austausch von Fensteranlagen

Sanierung der Salzfabrik und Abtreiberbühne: Dach- und Fachsanierung