Archiv für den Monat: Dezember 2012

­Völklingen: Neue Millionen für das Welterbe

"Daraus machen wir ein schickes Denkmal“ – diese leider noch immer zu hörende Formulierung droht leider bei Industriedenkmalen um so mehr Wirklichkeit zu werden, als – im Unterschied zu vielen anderen Denkmalgattungen – Untätigkeit (Stichwort „kontrollierter Verfall“) hier der Erhaltungsabsicht oft entgegensteht. Vielmehr sind oft mit dem Verlust der eigentlichen Funktion erhebliche bauphysikalische Veränderungen verbunden, so dass möglichst sofort eingegriffen werden muss, um die Substanz als Träger des Denkmalwerts einigermaßen unverändert zu erhalten. Klassische Instandsetzungskosten türmen sich, auf größere Objekte angewandt, schnell zu Unsummen auf. Deshalb wird derzeit unter anderem am Deutschen Bergbau-Museum fieberhaft an Konzepten gearbeitet, authentischen Erhalt und Restaurierungs- und Konservierungskosten in ein vertretbares Verhältnis ­zueinander zu bringen.

Trotzdem muss „richtig“ Geld in die Hand genommen werden. Was davon in den Erhalt, was in „Nutzbarkeit“ oder „Umfeldmaßnahmen“ fliesst, ist oft nicht genau zu definieren. Jedenfalls teilt das „Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ nun mit, dass „die Förderung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte durch die Bundesrepublik Deutschland … bis 2015 gesichert“ sei.

„Der Zuwendungsbescheid für die Fördermittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, zur Sanierung bis 2015 liegt vor,“, heisst es weiter. „ die Mittel werden entsprechend des jährlichen Maßnahmenplans freigegeben. Nach der Zusage der Bundesförderung wird auch das Saarland und die EU die Sanierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte im gleichen Umfang finanziell unterstützen. Damit stehen dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte jährlich 5 Millionen Euro zur Sanierung zur Verfügung. 2,5 Millionen Euro jährlich kommen vom Bund, das Saarland und die EU zahlen zusammen den gleichen Betrag. Von 2012 bis 2015 werden insgesamt 20 Millionen Euro zur Sanierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte von Bund, EU und Saarland zur Verfügung gestellt.

„Nach der Zusage des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, über 10 Millionen Euro bis 2015 ergänzen wir die Förderung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte um Mittel der EU und des Saarlandes auf insgesamt 20 Millionen Euro. Da die Aufträge zur Sanierung der Völklinger Hütte in die saarländische Wirtschaft fließen, bedeutet dies, dass jeder Euro aus dem Saarland um 3 Euro aus der EU und vom Bund ergänzt wird. Für die Finanzierung des Weltkulturerbes nach 2015 befinden wir uns in einem Meinungsaustausch mit dem Bund. Realistischerweise können wir aber erst nach der Bundestagswahl 2013 vom Bund konkretere Informationen für die Zeit nach 2015 erwarten. Zu diesem Zeitpunkt dürfte dann auch klar sein, inwieweit das Weltkulturerbe von weiteren EU-Mitteln profitieren kann“, sagt Heiko Maas, Wirtschaftsminister des Saarlandes und Aufsichtsratsvorsitzender des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

„Seit Gründung der Trägergesellschaft „Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur“ im Jahr 1999 haben mehr als 3,5 Millionen Menschen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und seine Ausstellungen besucht. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist eine herausragende Weltkulturerbestätte der UNESCO, Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) und wurde Anfang des Jahres in einer Umfrage der Deutschen Tourismus Zentrale (DTZ) zum beliebtesten Industriedenkmal Deutschlands gewählt. Im Ranking der 100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands der DTZ belegt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte Platz 43.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir durch die Mittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, durch Mittel des Saarlandes und der EU bis 2015 Finanzsicherheit haben. Nun können wir mit voller Kraft die Kernsanierung und Restaurierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte weiter betreiben“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

„Seit 1999 hat sich das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu einem Kulturort des 21. Jahrhunderts entwickelt mit herausragenden Ausstellungen wie „Leonardo da Vinci – Maschine Mensch“, „Genius I. Die Mission: entdecken erforschen erfinden“ oder „Die Kelten – Druiden. Fürsten. Krieger.“. Durch das Zusammenspiel von Kunst und Industrieräumen hat das Weltkulturerbe Völklinger Hütte das Bild der Industriekultur weiterentwickelt. Eine einzigartige Symbiose von Industrie und Natur bietet der Industrie-Landschaftsgarten „Das Paradies“ auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei.“

Weitere Informationen zum Welterbe Völklinger Hütte hier 

Exkursionsankündigung

Wer sich aktuell ein Bild von den Arbeiten an und der Präsentation der Völklinger Hütte machen will, der sei eingeladen zur Fachexkursion der Zeitschrift „Industriekultur“ und dem Deutschen TICCIH-Nationalkomitee“, die vom 12. ­bis 14. April 2013 unter fachkundiger Leitung herausragende Industriedenkmale im Raum Saarland-Lothringen besuchen. Nähere Informationen auf der Website von TICCIH Deutschland.

­Herne: 100 Jahre Rathaus

Besonders am Samstag, dem 8. Dezember 2012, am Tag der offenen Tür, sind alle Bürger der Stadt eingeladen, wie die Stadt stolz mitteilt. „Die Besucher haben dann die Gelegenheit, das Gebäude vom Keller bis zur Turmspitze kennen zu lernen“, versprach Karola Mono. Die Mitarbeiterin des OB-Büros hat die Feierlichkeiten gemeinsam mit weiteren Kollegen intensiv geplant. Ab 11 Uhr werden regelmäßig Führungen durch das Gebäude angeboten. Die Besucher können dann einige Ecken des Rathauses unter die Lupe nehmen, die sie sonst kaum zu Gesicht bekommen. „Im Keller gab es früher sogar einige Gefängniszellen“, verriet Karola Mono. Für Kinder gibt es spezielle Angebote, zum Beispiel besondere Rundgänge, eine Rathaus-Rallye und eine Geschichtenerzählerin. Für 17 Uhr hat sich der Weihnachtsmann angemeldet. Unterstützung gibt es beim Tag der offenen Tür durch die Stadtmarketing Herne GmbH. Hier war Sabrina Montino mit in der Planungsrunde. Sie entwickelte gemeinsam mit den städtischen Kollegen unter Einbeziehung des Herner Weihnachtskörls, der ebenfalls am Jubiläumswochenende eröffnet wird, ein buntes Programm für Kinder.

Schon einen Tag zuvor, am Freitag, 7. Dezember 2012, wir die große Ausstellung um 17.30 Uhr offiziell eröffnet. In weiten Teilen des Rathauses begleiten Ausstellungsstücke und Bildtafeln die Besucher durch die Historie des Bau-werks. Neben der Baugeschichte wirft die Kuratorin der Ausstellung, die Herner Kunsthistorikerin Ulrike Most, Schlaglichter auf die künstlerischen Elemente in und am Gebäude und das Rathaus im Wandel der Zeit und der politischen Systeme. Ulrike Most ist eine Expertin in Sachen Rathaus. Die freie Dozentin hat bereits vor Jahren ihre Magisterarbeit über die Architektur und Inneneinrichtung des Gebäudes verfasst. In den vergangenen 100 Jahren hat sich natürlich eine Menge getan, „es gibt aber auch Räume, die haben sich kaum verändert“, erklärte Ulrike Most. Während der Ausstellung ist sogar ein vierminütiger 3-D-Film über das Rathaus zu sehen. „Die Gäste können sich aber auch auf einige Schätze freuen“, erklärt die Kunsthistorikerin. So wird unter anderem auch der Rathaus-Pokal ausgestellt, der anlässlich der Einweihung vor 100 Jahren gestiftet wurde.

Website zum Jubiläum

Ausstellung vom 8. 12. 2012 bis 9. 2. 2013 im

Rathaus Herne
Friedrich-Ebert-Platz 2
44623 Herne

Völklingen: Fotoausstellung „Behind the future“ von Nicolas Dhervilliers

­„Mit seinen Arbeiten "Behind the Future" entwirft Nicolas Dhervillers eine Sicht auf das Weltkulturerbe Völklinger Hütte, die aufregend anders ist – und gleichzeitig ein wichtiges Statement der Neuen Fotografie des 2. Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts. Mit den Bildern von Nicolas Dhervillers erleben die Besucher das UNESCO- Weltkulturerbe aus neuen und überraschenden Perspektiven…", schreiben die Veranstalter dazu. Dhervillers spüre „verborgene, in Vergessenheit geratene Orte der Völklinger Hütte auf“ und nehme sie „in den Fokus seiner Kamera. Die dargestellten Areale und Räume wandeln auf den Spuren der Vergangenheit und sind Zukunftsvisionen zugleich. Die Völklinger Hütte erscheint als Ort, an dem die Zeit still steht. Der Betrachter sieht sich einer surrealen, fremden Wirklichkeit gegenüber.“

Wie kein anderes bildkünstlerisches Medium sei die Fotografie essentieller Teil der Industriekultur. Das technische Abbild der Welt mit seinen dokumentarischen und künstlerischen Dimensionen stand und stehe im Fokus ihrer Ausstellungen. "Behind the Future" setzte eine Reihe bedeutender Fotoausstellungen in der Völklinger Hütte fort: Andreas Feininger und Sebastião Salgado, Luc Delahaye, Franz Mörscher 2001, waren nur einige der Fotografen, deren Werke im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ausgestellt waren.

Zur Ausstellung ist ein durchgehend vierfarbiges Katalogbuch mit 96 Seiten zum Preis von 9,95 ¤ erschienen.

Einige Fotos online unter: http://www.nicolasdhervillers.com/, Stichwort „Behind the future“

PS
Vom 12. bis 14. April 2013 bereisen die „Industriekultur“ und TICCIH Deutschland herausragende Stätten der Industriekultur im Saarland und in Lothringen. Bei Interesse an der Teilnahme bitte bei der Redaktion melden!