Archiv für den Tag: 8. Dezember 2012

Dortmund / Herscheid: Minister Michael Groschek ist neuer Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur – Kuratorium beschließt Zustiftung des Ahe-Hammers

Unterstützung habe ihm auch der NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Frau Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, sowie Herr Harry K. Voigtsberger, Präsident der NRW-Stiftung zu, die ebenfalls in der Sitzung zu neuen Kuratoriumsmitgliedern gewählt wurden, zugesagt.

Die Aufgabe der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur besteht nach eigenen Angaben darin, hochrangige Denkmale der Industriegeschichte in NRW zu erhalten, zu erforschen sinnvoll zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Derzeit hat die Stiftung elf Standorte in ihrem Eigentum. In der gestrigen Sitzung kam ein zwölfter hinzu: Einstimmig beschloss das Kuratorium die Aufnahme des Denkmals „Schwarze-Ahe-Hammer“ in Herscheid. Der bisherige Eigentümer, die Thyssen Krupp Federn GmbH, hatte sich im Vorfeld sehr dafür engagiert, „das einzigartige denkmalgeschützte Objekt nachhaltig zu sichern und in gute Hände zu geben.“

Eine Übertragung des Ahe-Hammers an die Industriedenkmalstiftung wurde von den Gemeinden Herscheid und Werdohl ebenfalls sehr befürwortet, weil die Ziele der gemeinnützigen Stiftung im Hinblick auf den Erhalt und die Nutzung von Denkmalen den Vorstellungen der Gemeinden entsprechen. Auch die Familie Schauerte-Brüninghaus, in deren Besitz sich der Ahe-Hammer rund 400 Jahre lang befand, hat sich dafür eingesetzt, das Denkmal an die Stiftung zu übertragen, um den Erhalt des bedeutungsvollen Denkmals dauerhaft zu garantieren.

Das seit 1984 unter Denkmalschutz stehende historische Hammerwerk „Schwarze-Ahe-Hammer“ ist erstmals im Jahre 1562 genannt und in seiner heutigen Gestalt Ende des 18. Jahrhunderts erbaut worden. Bei dem Hammerbetrieb handelt es sich um den einzigen im Märkischen Kreis noch erhaltenen sogenannten „Osemundhammer“.

Im Anschluss an die formale Eigentumsübertragung wird es darum gehen, gemeinsam mit den am Ahe-Hammer interessierten Menschen, insbesondere aus den aktiven Geschichtsvereinen in Herscheid und Werdohl, ein Konzept für einen sinnvollen Betrieb des Denkmals zu erarbeiten. An ihren anderen Standorten hat die Stiftung gute Erfahrungen mit Fördervereinen gemacht, die sich für die Vermittlung der Denkmale im Rahmen von Führungen und Schaubetrieben einsetzen. Auch beim Ahe-Hammer wird das Ziel darin bestehen, das Technikdenkmal zu erhalten und der Öffentlichkeit und insbesondere Schulklassen zugänglich zu machen. Ursula Mehrfeld, die Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege freut sich, zusammen mit ihrem Team, auf diese reizvolle Aufgabe und eine gute Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort.
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­Völklingen: Neue Millionen für das Welterbe

"Daraus machen wir ein schickes Denkmal“ – diese leider noch immer zu hörende Formulierung droht leider bei Industriedenkmalen um so mehr Wirklichkeit zu werden, als – im Unterschied zu vielen anderen Denkmalgattungen – Untätigkeit (Stichwort „kontrollierter Verfall“) hier der Erhaltungsabsicht oft entgegensteht. Vielmehr sind oft mit dem Verlust der eigentlichen Funktion erhebliche bauphysikalische Veränderungen verbunden, so dass möglichst sofort eingegriffen werden muss, um die Substanz als Träger des Denkmalwerts einigermaßen unverändert zu erhalten. Klassische Instandsetzungskosten türmen sich, auf größere Objekte angewandt, schnell zu Unsummen auf. Deshalb wird derzeit unter anderem am Deutschen Bergbau-Museum fieberhaft an Konzepten gearbeitet, authentischen Erhalt und Restaurierungs- und Konservierungskosten in ein vertretbares Verhältnis ­zueinander zu bringen.

Trotzdem muss „richtig“ Geld in die Hand genommen werden. Was davon in den Erhalt, was in „Nutzbarkeit“ oder „Umfeldmaßnahmen“ fliesst, ist oft nicht genau zu definieren. Jedenfalls teilt das „Weltkulturerbe Völklinger Hütte“ nun mit, dass „die Förderung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte durch die Bundesrepublik Deutschland … bis 2015 gesichert“ sei.

„Der Zuwendungsbescheid für die Fördermittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, zur Sanierung bis 2015 liegt vor,“, heisst es weiter. „ die Mittel werden entsprechend des jährlichen Maßnahmenplans freigegeben. Nach der Zusage der Bundesförderung wird auch das Saarland und die EU die Sanierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte im gleichen Umfang finanziell unterstützen. Damit stehen dem Weltkulturerbe Völklinger Hütte jährlich 5 Millionen Euro zur Sanierung zur Verfügung. 2,5 Millionen Euro jährlich kommen vom Bund, das Saarland und die EU zahlen zusammen den gleichen Betrag. Von 2012 bis 2015 werden insgesamt 20 Millionen Euro zur Sanierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte von Bund, EU und Saarland zur Verfügung gestellt.

„Nach der Zusage des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, über 10 Millionen Euro bis 2015 ergänzen wir die Förderung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte um Mittel der EU und des Saarlandes auf insgesamt 20 Millionen Euro. Da die Aufträge zur Sanierung der Völklinger Hütte in die saarländische Wirtschaft fließen, bedeutet dies, dass jeder Euro aus dem Saarland um 3 Euro aus der EU und vom Bund ergänzt wird. Für die Finanzierung des Weltkulturerbes nach 2015 befinden wir uns in einem Meinungsaustausch mit dem Bund. Realistischerweise können wir aber erst nach der Bundestagswahl 2013 vom Bund konkretere Informationen für die Zeit nach 2015 erwarten. Zu diesem Zeitpunkt dürfte dann auch klar sein, inwieweit das Weltkulturerbe von weiteren EU-Mitteln profitieren kann“, sagt Heiko Maas, Wirtschaftsminister des Saarlandes und Aufsichtsratsvorsitzender des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

„Seit Gründung der Trägergesellschaft „Weltkulturerbe Völklinger Hütte – Europäisches Zentrum für Kunst und Industriekultur“ im Jahr 1999 haben mehr als 3,5 Millionen Menschen das Weltkulturerbe Völklinger Hütte und seine Ausstellungen besucht. Das Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist eine herausragende Weltkulturerbestätte der UNESCO, Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH) und wurde Anfang des Jahres in einer Umfrage der Deutschen Tourismus Zentrale (DTZ) zum beliebtesten Industriedenkmal Deutschlands gewählt. Im Ranking der 100 beliebtesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands der DTZ belegt das Weltkulturerbe Völklinger Hütte Platz 43.

„Wir sind sehr glücklich, dass wir durch die Mittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, durch Mittel des Saarlandes und der EU bis 2015 Finanzsicherheit haben. Nun können wir mit voller Kraft die Kernsanierung und Restaurierung des Weltkulturerbes Völklinger Hütte weiter betreiben“, sagt Meinrad Maria Grewenig, Generaldirektor des Weltkulturerbes Völklinger Hütte.

„Seit 1999 hat sich das Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu einem Kulturort des 21. Jahrhunderts entwickelt mit herausragenden Ausstellungen wie „Leonardo da Vinci – Maschine Mensch“, „Genius I. Die Mission: entdecken erforschen erfinden“ oder „Die Kelten – Druiden. Fürsten. Krieger.“. Durch das Zusammenspiel von Kunst und Industrieräumen hat das Weltkulturerbe Völklinger Hütte das Bild der Industriekultur weiterentwickelt. Eine einzigartige Symbiose von Industrie und Natur bietet der Industrie-Landschaftsgarten „Das Paradies“ auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei.“

Weitere Informationen zum Welterbe Völklinger Hütte hier 

Exkursionsankündigung

Wer sich aktuell ein Bild von den Arbeiten an und der Präsentation der Völklinger Hütte machen will, der sei eingeladen zur Fachexkursion der Zeitschrift „Industriekultur“ und dem Deutschen TICCIH-Nationalkomitee“, die vom 12. ­bis 14. April 2013 unter fachkundiger Leitung herausragende Industriedenkmale im Raum Saarland-Lothringen besuchen. Nähere Informationen auf der Website von TICCIH Deutschland.