Archiv für den Monat: Dezember 2012

­Düsseldorf: Ausstellung „Prometheus-Funken“ zur deutsch-türkischen Geschichte

Als „Prometheus-Projekt“ gehört dieser deutsch-türkische Wissens- und Kulturtransfer zu den großen Modernisierungsbewegungen der Zeit zwischen den Weltkriegen. Seine Parallelen findet er etwa in den Wiederaufbau- und Modernisierungsbemühungen im Deutschland der 1920er Jahre und den ersten „Fünfjahrplänen“ in der Sowjetunion. Mit Beginn der Weltwirtschaftskrise und des „Dritten Reiches“ wurde die Türkei auch aufgrund der im Rahmen dieses Projektes entstandenen Beziehungen ein wichtiges Exilland für deutsche Wissenschaftler und Künstler.

Im Rahmen des Kolloquiums "TürkeiAlmanya – Migration und Interkulturalität im regionalen Kontext" wurde am 22. November 2012 um 18 Uhr die Studierendenausstellung "Prometheus-Funken – Deutsch-türkischer Wissens- und Kulturtransfer seit 1923" in der Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Düsseldorf eröffnet.

Das Institut "Moderne im Rheinland" an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) widmet sich darin nach eigenen Angaben mit einem öffentlichen Kolloquium und dem Ausstellungsprojekt "Prometheus-Funken" den Transferlinien zwischen Deutschland und der Türkei seit 1923. Prometheus entlockte einst den Göttern das Feuer – ab 1923 schickte Atatürk Elitestudenten auf deutsche Universitäten und Technische Hochschulen, damit sie – dem Prometheus gleich – wie ein "Vulkan" die junge, nun westlich orientierte Türkei mit Ideen und Wissen voranbringen. Weitere historisch relevante Phasen sind der Nationalsozialismus, während dem die Türkei zum Exil-Ort deutscher Wissenschaftler wurde, die 1960er Jahre, geprägt durch die türkische Arbeitsmigration seit dem Anwerbeabkommen (1961), die Zeit des Militärputsches in der Türkei der 1980er Jahre und die Gegenwart mit ihrer kreativen Auseinandersetzung rund um die Themen Migration und Interkulturalität.

Studierende der HHU haben Exponate aus deutschen und türkischen Archiven zusammengetragen. Teil der Ausstellung sind beispielsweise ein Interview mit Sükrü Topsakal, einem der letzten Zeugen des Prometheus-Projektes, die Entlassungsurkunde des Düsseldorfer Kinderarztes Albert Eckstein zur Beendigung seiner Anstellung an der Medizinischen Akademie Düsseldorf aus dem Jahre 1935 und der Reisepass Ernst Reuters sowie ein Interview mit seinem Sohn Edzard zur Exilzeit der Familie in der Türkei. Mit Diana Canetti ist eine intellektuelle und multikulturelle Türkin repräsentiert, die sechs Sprachen spricht, in Österreich promovierte, in Deutschland als Autorin lebt und vielfältige Beiträge für den WDR und SWR zur deutsch-türkischen Identität und zum interreligiösen Dialog verfasst hat.

Erarbeitet wurde das Projekt von Studierenden des Seminars "Archiv – Museum – Ausstellung" der HHU in Kooperation mit der ULB, dem DOMiD und dem Frauen-Kultur-Archiv, Genderforschungstransferstelle der HHU. Eine Förderung erfolgte durch den Lehrförderungsfonds der HHU. Die Ausstellung ist bis zum 6. Januar 2013 montags bis freitags von 8 bis 24 Uhr sowie samstags und sonntags von 9 bis 24 Uhr im Foyer der ULB zu sehen.

Kamp-Linfort: Bergbau am linken Niederrhein endet mit dem Jahr 2012

­Eine umfangreiche Medienberichterstattung begleitete die Bergleute auf ihrer letzten Schicht. Gleichzeitig wurde bereits über die geplante Nachnutzung der beiden großen Gelände berichtet, die das Bergwerk Friedrch Heinrich in Kamp-Linfort hinterlässt. Die denkmalwerten Gebäude sollen auf jeden Fall erhalten und in die zukünftige Nutzung mit einbezogen werden. Das dazu begonnene Masterplanverfahren wird auf der Homepage der Stadt Kamp-Linfort vorgestellt und enthält u.a. eine detaillierte Gebäudebewertung.

Zur multimedial­en Berichterstattung des WDR  

Düsseldorf: NRW-Stiftung fördert auch 2013 den Erhalt von Industriedenkmalen

­Die Nordrhein-Westfalen-Stiftung werde dem Förderverein Lanstroper Ei einen Zuschuss in Höhe von 250.000 Euro für die Sanierung des gleichnamigen Wasserturms in Dortmund-Grevel zur Verfügung stellen. Das beschloss jetzt der Stiftungsvorstand während seiner jüngsten Sitzung in Düsseldorf. Staatsminister a. D. Franz-Josef Kniola überreichte gestern als Ehrenpräsident der NRW-Stiftung im Hansesaal im Dortmunder Rathaus einen Brief mit dieser Zusage an den Vorsitzenden des Fördervereins Lanstroper Ei e. V., Bodo Champignon.

Kniola lobte dabei vor allem das Engagement, mit dem sich der Förderverein seit einigen Jahren für den Erhalt des markanten Denkmal einsetzt. Der rund 57 Meter hohe und 180 Tonnen schwere Turm – der wegen seines eiförmigen Wasserbehälters auch "Lanstroper Ei" genannt wird – gilt als Landmarke auf Dortmunder Stadtgebiet und ist in fast jedem Buch zur Industriekultur des Ruhrgebietes abgebildet. Als Wasserbehälter des Barkhausen-Typs, in Dortmund bei der Firma Klönne gebaut, gilt er als einmaliges Zeugnis der Industriegeschichte. Doch der Zahn der Zeit hat deutliche Spuren an dem rund 100 Jahre alten Bauwerk hinterlassen. Ebenfalls mit Unterstützung der NRW-Stiftung hat der Förderverein deshalb in den letzten Jahren eine umfassende Schadensanalyse durchführen lassen. Der daraus resultierende Plan für die Instandsetzung sieht Kosten in Höhe von rund 2 Mio. Euro vor, außerdem neben dem Zuschuss der NRW-Stiftung auch Bundesmittel eines Denkmalpflege-Sonderprogramms und eine maßgebliche Einbindung des ARGE JobCenters Dortmund, das dort benachteiligte Jugendliche qualifizieren möchte. Die notwendigen Arbeiten am Turm sollen im Frühjahr 2013 beginnen und etwa zwei Jahre dauern.

Neben dem „Lanstroper Ei“ fördert die Stiftung im Jahr 2013 auch die Sanierung der Wassertank-Etage im Turm des Oberhausener Hauptbahnhofs, das Kornbrennerei-Museum in Saerbeck sowie den Gasthof und die Alte Schmiede in Lindlar-Hohkeppel.

­Raisting/Bayern: Am Himmel hoch… Das Radom in Raisting

Die ländliche Region am Ammersee, fernab von Flugrouten und Richtfunkstrecken, bot den Ingenieuren optimale Standortbedingungen und besten Empfang für die Satellitensignale. Die elegante und zugleich funktionale Schutzhülle für die "Antenne I" entwarf Hans Maurer. Bewusst bettete er das technische Ensemble in die Landschaft ein, statt es durch massive Absperrungen zu isolieren. Seit 1985 ist die "Antenne I" außer Dienst.

Bereits seit 1999 steht das Radom auf der Bayerischen Denkmalliste. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützte die Instandsetzung dieser Ikone der Kommunikationstechnologie und bekräftigte damit die Tatsache, daß Bayern nicht nur das Land der Almen und der Schlösser des Märchenkönigs ist, sondern sich gerade nach der Zeit des Deutschen Wirtschaftswunders zu einer Hochburg der Technologie und modernen Wissenschaft entwickelt hat. Dem trägt auch der Denkmalschutz Rechnung, indem er sich hier verstärkt solchen Denkmalen widmet. Künftig soll das Radom ein Museum sein.

Dortmund / Herscheid: Minister Michael Groschek ist neuer Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur – Kuratorium beschließt Zustiftung des Ahe-Hammers

Unterstützung habe ihm auch der NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Frau Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Vorstandsmitglied der RAG-Stiftung, sowie Herr Harry K. Voigtsberger, Präsident der NRW-Stiftung zu, die ebenfalls in der Sitzung zu neuen Kuratoriumsmitgliedern gewählt wurden, zugesagt.

Die Aufgabe der Stiftung Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur besteht nach eigenen Angaben darin, hochrangige Denkmale der Industriegeschichte in NRW zu erhalten, zu erforschen sinnvoll zu nutzen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Derzeit hat die Stiftung elf Standorte in ihrem Eigentum. In der gestrigen Sitzung kam ein zwölfter hinzu: Einstimmig beschloss das Kuratorium die Aufnahme des Denkmals „Schwarze-Ahe-Hammer“ in Herscheid. Der bisherige Eigentümer, die Thyssen Krupp Federn GmbH, hatte sich im Vorfeld sehr dafür engagiert, „das einzigartige denkmalgeschützte Objekt nachhaltig zu sichern und in gute Hände zu geben.“

Eine Übertragung des Ahe-Hammers an die Industriedenkmalstiftung wurde von den Gemeinden Herscheid und Werdohl ebenfalls sehr befürwortet, weil die Ziele der gemeinnützigen Stiftung im Hinblick auf den Erhalt und die Nutzung von Denkmalen den Vorstellungen der Gemeinden entsprechen. Auch die Familie Schauerte-Brüninghaus, in deren Besitz sich der Ahe-Hammer rund 400 Jahre lang befand, hat sich dafür eingesetzt, das Denkmal an die Stiftung zu übertragen, um den Erhalt des bedeutungsvollen Denkmals dauerhaft zu garantieren.

Das seit 1984 unter Denkmalschutz stehende historische Hammerwerk „Schwarze-Ahe-Hammer“ ist erstmals im Jahre 1562 genannt und in seiner heutigen Gestalt Ende des 18. Jahrhunderts erbaut worden. Bei dem Hammerbetrieb handelt es sich um den einzigen im Märkischen Kreis noch erhaltenen sogenannten „Osemundhammer“.

Im Anschluss an die formale Eigentumsübertragung wird es darum gehen, gemeinsam mit den am Ahe-Hammer interessierten Menschen, insbesondere aus den aktiven Geschichtsvereinen in Herscheid und Werdohl, ein Konzept für einen sinnvollen Betrieb des Denkmals zu erarbeiten. An ihren anderen Standorten hat die Stiftung gute Erfahrungen mit Fördervereinen gemacht, die sich für die Vermittlung der Denkmale im Rahmen von Führungen und Schaubetrieben einsetzen. Auch beim Ahe-Hammer wird das Ziel darin bestehen, das Technikdenkmal zu erhalten und der Öffentlichkeit und insbesondere Schulklassen zugänglich zu machen. Ursula Mehrfeld, die Geschäftsführerin der Stiftung Industriedenkmalpflege freut sich, zusammen mit ihrem Team, auf diese reizvolle Aufgabe und eine gute Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort.
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