Archiv für den Tag: 22. September 2012

Baden-Baden: Ausstellung „Der Rhein im 19. Jahrhundert. Ritterburgen mit Eisenbahnanschluss“

­Mit seiner landschaftlichen Schönheit und sagenumwobenen Vergangenheit zog der Rhein seit den Tagen der Grand Tour stets viele Reisende und Maler an. Im frühen 19. Jahrhundert wird der Rhein zunehmend romantisiert – und zeitgleich industrialisiert. Auf den Felsen über dem Rheintal entwerfen Architekten, darunter bedeutende wie Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) und Friedrich August Stüler (1800–1865), in Schlössern und Burgen eine landschaftsbezogene Rückbindung an ein ideales Mittelalter. Unterhalb der Burgen bahnen Schienen, Tunnel und Brücken der Dampflok ihren industriellen Weg entlang des großen Stroms. Ab 1824 verkehrten Dampfschiffe nach regelmäßigen Fahrplänen auf dem Rhein.

Der zunächst wenig bildwürdige Oberrhein mit seinem stark mäandernden und sich permanent verändernden Flussbett rückte zu Beginn des 19. Jahrhunderts in den Fokus der Aufmerksamkeit: Johann Gottfried Tulla (1770–1828) und seine Nachfolger trugen maßgeblich zur umfassenden ökologischen und ökonomischen Veränderung der Region bei und verwandelten den Rhein in die zentrale Verkehrsader der westeuropäischen Moderne. Im Zuge der Rheinbegradigung konnte nicht nur ein dauerhaft schiffbarer Strom geschaffen werden, auf dem Reisende, Waren und Industrieprodukte in nördlicher wie südlicher Richtung schneller ans Ziel gelangten. Die Trockenlegung bislang versumpfter Gebiete führte zur Landgewinnung und besseren Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen.

Neben zahlreichen Gemälden u. a. von Johann Wilhelm Schirmer (1807–1963), Georg Schneider (1759–1843), Christian Eduard Boettcher (1818–1889) aus der Sammlung RheinRomantik, Bonn, ist auch erstmals die 1827 begonnene "Rheinreise", die Louis Bleuler (1792–1850) mit seinen Schülern in einer 80-teiligen Gouache-Serie erstellte, nahezu vollständig zu sehen. Von der Quelle bis zur Mündung in die Nordsee bei Rotterdam erlauben die 77 Ansichten aus dem Liechtensteinischen Landesmuseum (Sammlung Adulf Peter Goop) einen Blick auf den Rhein zu Zeiten weitreichender Veränderungen.

Die Ausstellung entstand in enger Zusammenarbeit mit der Sammlung RheinRomantik, Bonn.

Zur Ausstellung erscheint im Athena-Verlag ein Katalog mit Beiträgen aus dem vorangegangenen Symposium zum Preis von 19 ¤.

Weitere Informationen auf der Website des Museums (bitte anklicken!)

 

­Wenden/Sauerland: Eisenstrasse Südwestfalen vorgestellt

­­Die Eisenstraße Südwestfalen bildet eine alte Wirtschafts- und Verkehrsachse zwischen dem ehemaligen Siegerländer Bergbaugebiet und der Kleineisenindustrie in der märkischen Region, auf denen allen Territorial-, Religions- und Sprachgrenzen zum Trotz fleißige Fuhrmänner eine unzählbare Menge an Gütern bewegt haben. Die Kulturroute Eisenstraße Südwestfalen ist somit kein künstliches Konstrukt, sondern eine historisch gewachsene „echte“ Kulturroute. Mittlerweile haben die Ruhr-Sieg-Eisenbahn, die Bundesstraße 54 und zu guter Letzt die Autobahn 45 die alte Eisenstraße überholt und abgelöst.

Der jahrhundertelange wirtschaftliche Austausch hat tiefe Spuren in der Kulturlandschaft Südwestfalens hinterlassen, die über das Projekt Eisenstraße Südwestfalen sichtbar gemacht und zum Erzählen gebracht werden sollen: angefangen von den Industrie- und Technikmuseen, über industriekulturelle Wanderwege, Bodendenkmale wie Hohlwege, Landhecken und Spuren alten Bergbaus bis hin zu Anekdoten, Sagen und Persönlichkeiten. Hans-Ludwig Knau, der die historische Wegeforschung mit tatkräftiger Unterstützung von Dr. Rolf Heinen aus Drolshagen und insbesondere vom Historikerteam Frau Irene Rumpler aus Ennepetal und Herrn Dr. Andreas Bingener aus Siegen begleitet, erzählte anschaulich, welche interessanten Kleinode der Reisende auf der Eisenstraße entdecken kann.

Insgesamt 13 Kommunen wirken an dem Netzwerk Eisenstraße Südwestfalen mit: der Kreis Altenkirchen, die Gemeinden Neunkirchen, Burbach und Wilnsdorf, die Städte Siegen, Kreuztal, Hilchenbach, Freudenberg in Kreis Siegen-Wittgenstein, die Gemeinde Wenden und die Stadt Drolshagen im Kreis Olpe, die Städte Altena und Kierspe im Märkischen Kreis sowie die Stadt Ennepetal im Ennepe-Ruhr-Kreis. Die Vertreter der Partner-Kommunen machten deutlich, dass alle Kommunen ein eigenes industriekulturelles Alleinstellungsmerkmal mit ganz individuellen, markanten Orten vorweisen können. Der Besucher kann sich also seine Reise entlang der 180 km langen Eisenstraßen äußerst abwechslungsreich gestalten.

Die Eisenstraße Südwestfalen ist eines der vielen Bausteine des Regionale2013-Projektes „WasserEisenLand Südwestfalen – Industriekultur in Südwestfalen“. Im Rahmen des Pressegespräches hat daher Martin Müller von der Südwestfalen Agentur auf die zentrale Bedeutung von Industriekultur und von "WasserEisenLand" für die Identität der Region Südwestfalen hingewiesen. Herr Stephan Sensen als erster Vorsitzender des Vereins "WasserEisenland e. V." führte kurz in die 2.500 Jahre alte Industriegeschichte der Region ein und erläuterte den Teilnehmern die bedeutende Rolle der Eisenstraße Südwestfalen im "WasserEisenLand". Das Ministerium für Bauen, Wohnen, Stadtentwicklung und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt die Entwicklung von Industriekultur zu einem Alleinstellungsmerkmal des industriestarken Landes NRW. Der Ansprechpartner für Industriekultur NRW, Rainer Klenner, verortete die Stellung von „WasserEisenLand“ mit der Eisenstraße im Industrienetzwerk NRW und in der „Europäischen Route der Industriekultur“ (ERIH).

Die Eisenstraße Südwestfalen wird über die Regionale Kulturpolitik des Ministeriums für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport Landes NRW finanziell gefördert. Die Projektkoordination haben Frau Susanne Thomas von der Kulturregion Südwestfalen mit dem Sitz beim Kulturamt Märkischer Kreis in Altena gemeinsam mit Frau Katrin Stein, freie Architektin aus Kreuztal, übernommen. Dort können sich Interessenten auch über die Möglichkeiten einer aktiven Teilnahme informieren.

Auf der Internetseite www.eisenstrasse-suedwestfalen.de können sich Bürger und Besucher über die Eisenstraße informieren und die erste Tourismusbroschüre herunterladen.