Archiv für den Monat: April 2012

Selb: Symposium 18. – 20. April 2012 im Porzellanikon: „Industriekultur in der Euregio Egrensis – Gedächtnis und Zukunftsvision“

­
Nordostbayern und Nordwestböhmen sind historisch gewachsene Industrieregionen mit Schwerpunkten im Bereich Textil und Porzellan. Diese ­Branchen haben über eine lange Zeit die Landschaft, die Orte und die Menschen geprägt. Die letzten Jahrzehnte haben vieles von den alten Strukturen beseitigt, neue sind gewachsen oder im Entstehen. Was geblieben ist, sind die teilweise monumentalen Industriebauten, in zentralen Lagen der Städte, am Rand, in dörflicher Lage, auf jeden Fall prägend für das Ortsbild und Symbole industrieller Bedeutung.

Das Porzellanikon Selb, selbst in einer ehemaligen Porzellanfabrik angesiedelt, möchte sich nach eigenen Angaben dieser Thematik gezielt annehmen. Wie soll mit ehemaligen Fabrikgebäuden umgegangen werden? Ist Abriss die Lösung, oder lassen sich alternative neue Nutzungsmöglichkeiten finden? Will man das industrielle Erbe auslöschen oder es bewusst als eigene Tradition touristisch verwerten und aufwerten? Soll das Stadtbild als Ensemble gehalten, historische Fabrikbauten in neue Strukturen eingebettet werden? Wieweit kann oder soll Modernisierung gehen, ohne einen Bruch mit der eigenen Geschichte herzustellen?

Um das Symposium für die Teilnehmer informativ und nutzbringend zu machen, wird auch auf Beispiele aus dem In- und Ausland zurückgegriffen, Städten wie Stoke-on-Trent oder Limoges, die als bedeutende Keramikstädte seit Jahren mit dem Strukturwandel kämpfen und zu zahlreichen auch innovativen Lösungen gefunden haben. Aber auch Beispiele aus der Region selbst, die als „best practice“ Anregungen für Diskussionen, für eigene Überlegungen dienen können und sollen. Den Rahmen dazu bieten die beiden workshops, einer zum Thema „Gewerbliche Nutzung leerstehender Industriegebäude“ und ein weiterer zu „Kulturelle und touristische Nutzungen“.

Überhaupt wird dem Aspekt des Austausches ein großer Stellenwert zugemessen, hier finden sich zahlreiche Gelegenheiten, mit Kommunalpolitikern, Denkmalpflegern, Architekten oder Touristikern die Thematik als solche oder Einzelbereiche zu besprechen und neue Erfahrungen und Anregungen zu gewinnen. In einer abschließenden Diskussion mit namhaften und kompetenten Teilnehmern unter der Moderation von Malte Buschbeck wird der Focus auf übergreifende Themenstellungen, Fördermaßnahmen, Landes- und Stadtentwicklung, aber auch regionale Identität und ihre Bewahrung gelegt.

Lernen lässt sich am Besten durch eigene Anschauung. Bei der am Folgetag durchgeführten Exkursion wird ebenfalls im Sinne eines „best practice“ herausragende Beispiele in der Neu- und Umnutzung von Industriegebäuden zeigen: Selb, Marktredwitz und As im Grenzgebiet haben einen großen und heute noch unübersehbaren Bestand an Industrieanlagen zu bieten. Hier haben sich in den letzten Jahren Neunutzungen ergeben, die sehr vielseitig sind, durchaus auch strittig und Anlaß zu Diskussionen und weiterführenden Überlegungen bieten.

Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.

Weitere Information hier

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Essen: Ruhrmuseum feiert und analysiert den „Mythos Krupp“ zugleich

­­
„Uns war wichtig, eine unabhängige Ausstellung zu machen. Kein Pfennig dazu kommt von Firma ThyssenKrupp oder der Krupp-Stiftung“, sagte Grütter dazu im noch unveröffentlichten Industriekultur-Exklusiv-Interview (siehe Heft 2/2012). „Aber immerhin kommt die Hälfte der Exponate aus dem Krupp-Archiv. „Eine bleibende Zusammenstellung und ein Steinbruch für künftige Ausstellungen“ ist nach Worten des Direktors der im Klartext-Verlag erschienene, gut 450 Seiten starke Katalog, „ein klassischer Exponatkatalog“ mit knappen Einleitungstexten und ausführlichen Kommentaren zu den einzelnen Ausstellungsstücken. Hunderte Bücher seien bereits zu allen Facetten der Krupp-Geschichte erschienen; man habe sich deshalb auf die materiell-dokumentarische Überlieferung konzentriert.

Trotzdem kommen auch Geschichte und Gegenwart von Krupp nicht zu kurz. Das Begleitprogramm, in einem eigenen Flyer präsentiert, bietet nicht nur Vorträge führender Forscher und Autoren zur Kruppschen Firmen- und Familiengeschichte, sondern auch Exkursionen zu Schauplätzen und Gedenkorten mit Krupp-Bezug in Essen und ganz Deutschland. So stehen auch Reisen zur Germaniawerft in Kiel, nach Bremen und zum Schiessplatz Meppen auf dem Programm.

Eine besondere Rolle spielen die heute wohl bekanntesten (und besterhaltenen) Schöpfungen der Krupps: Die Villa Hügel und die Siedlung Margarethenhöhe. Aber auch das jüngst restaurierte Stammhaus vor dem neuen ThyssenKrupp-Quartier wird besucht. Wer sich unabhängig auf den Weg machen will, dem seien die Themenroute Nr. 5 („Krupp und Essen“) sowie weitere Orte der „Route Industriekultur“ (Duisburg-Rheinhausen, Bochum-Hordel) empfohlen.

Mit „Mythos Krupp“ thematisieren die Ausstellungsmacher aber nicht einfach nur die Kruppsche Firmen- und Familiengeschichte, sondern auch die Nutzung und Deutung dieser Geschichte und des Namens Krupp: als Symbol und Synonym für industrielle Stärke und unternehmerische Innovation, aber auch für soziale und kulturelle Verantwortung. Man versuche, so Grütter weiter, immer auch einen Bezug zu Gegenwart herzustellen. Die besondere Unternehmenskultur von Krupp mit ihrer Betonung der technologischen Innovation und der sozialen Bindung habe die deutsche Industriegeschichte bis heute geprägt und spiegle sie deshalb in besonderer Weise wider.

Und warum feierten ThyssenKrupp und die Krupp-Stiftung bereits 2011 das 200-jährige Jubiläum? Das habe man sich so aufgeteilt: Im Jahre 1811 fixiere man das Gründungsdatum der von Friedrich Krupp ins Leben gerufenen Firma; im Jahre 1912 habe dagegen man den 100. Geburtstag des entscheidenden Konzernschöpfers Alfred Krupp begangen (26. April).

Durch die Ausstellung per WDR-Fotostrecke 

Medienberichte: Der Westen
Medienberichte: Frankfurter Rundschau 

Mythos Krupp zum Hören und Sehen: WDR 2 

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Paris/Mainz: Arte zeigt die ungewöhnlichsten Schaufelraddampfer der Welt

­
Die jeweils 45 minütigen Dokumentationen wurden von Kerstin Holl, Anne Mesecke und Matthias Hoferichter bei Hoferichter & Jacobs produziert.

­Die Themen der einzelnen Beiträge sind:

2. April 2012: "Mit der Unterwalden über den Vierwaldstättersee"
3. April 2012: "Mit der Skiblander über den Mjøsa See"
4. April 2012: "Mit der Diesbar über die Elbe"
5. April 2012: "Mit der Belle of Louisville auf dem Ohio"
6. April 2012: "Mit der Waverly an der Schottischen Westküste"

Im Arte-Internetprogramm finden sich ausführliche Texte zu den einzelnen Schiffen, etwa zur „Unterwalden“. Wer eine Folge verpasst hat: Die Beiträge werden in den folgenden Tagen noch mehrfach wiederholt.

Weitere Informationen über Schaufelraddampfer hier

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Essen: Reich wie ein Scheich? Neues von Zollverein

­Immerhin wissen wir jetzt, was ein Welterbe so wert ist im globalen Wettstreit, sagten die Einen. Oder war das ganze ein vorgezogener Aprilscherz?

Aber bald wurden Informationen konkreter. Das NRW-Bauministerium, über NRW.Urban Miteigentümer von Zeche und Kokerei, teilte nach Medienberichten mit, der saudi-arabische Scheich Hani Yamani habe (das immerhin stimmte!) ein 31.500 qm großes Gelände am Schacht 1/2/8 der Zeche erworben, um dort neben einem Neubau für die Design-Abteilung der Folkwang-Hochschule, deren Umzug ja bereits beschlossen war, ein hochklassiges Hotel und ein „Kreativzentrum“ zu bauen; vertraglich vereinbarte Gesamtinvestition mindestens 120 Mio Euro. Immerhin sieben Jahre zäher Verhandlungen seien dazu nötig gewesen.

Wieder einmal, so Medien weiter, habe sich die Anziehungskraft des Magneten „Welterbe Zollverein“erwiesen. Der Scheich gebe mit dem Bau eines Wellness-Hotels und den anderen Projekten der Zeche Zollverein eine echte Chance, sich als touristischer und wirtschaftlicher Standort entscheidend weiterzuentwickeln. Die umliegenden Stadtteile, die bisher wenig von der Strahlkraft Zollvereins profitieren kotnnen, setzten besonders große Hoffnungen auf die Ansiedlung von Studenten.

Und das Welterbe als solches bleibt natürlich unverkäuflich – immerhin zieht es inzwischen fast 1,5 Mio Besucher im Jahr an. So etwas verhökert man nicht leichtfertig an einen arabischen Ölscheich.

­Nachtrag

Im September 2012 scheitete der Verkauf nach Medienberichten

 

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.