Archiv für den Monat: November 2010

Berlin: Vom Ringen um Denkmale der Technik und der Industrie in der brandenburgischen Provinz – Vortrag von Matthias Baxmann im Deutschen Technikmuseum am 2. Dezember

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Die Denkmallandschaft im Bundesland Brandenburg ist reich an Zeugnissen des klassischen Industriezeitalters der vergangenen 200 Jahre. Sie zu bewahren, zu schützen und zu pflegen rückte in den vergangenen 20 Jahren zunehmend in den Focus der institutionalisierten Denkmalpflege des Landes und wurde damit zur kulturhistorischen Aufgabe auf dem Weg in die postindustrielle Gesellschaft. Brandenburg stellt sich damit seiner der gesellschaftlichen Verpflichtung, sich mit der Geschichte der Industrie und ihrer Kultur als Grundlage unseres heutigen Wohlstandes zu beschäftigen. Die erstaunliche industriekulturelle Diversivität im Land Brandenburg ist für die Denkmalpflege des Landes eine große Herausforderung und nicht selten auch ein Kraftakt im Ringen um gesellschaftliche Akzeptanz für die Hinterlassenschaften des Industriezeitalters. Gleichwohl können wir konstatieren, dass wir hier inzwischen auf einem guten Weg sind.

Anfang des vorigen Jahrhunderts waren es vor allem Ingenieure und ihrer Vereinigungen, die die ersten Unterschutzstellungen von „technischen Kulturdenkmalen“ und Industriedenkmalen initiierten, um die neue Denkmalgattung der „Meisterwerke der Naturwissenschaft und Technik“ gesellschaftsfähig zu machen. Die so weitgehend objektbezogene Technik- und Industriedenkmalpflege „entdeckt“ dann seit den 1950er Jahren das gesellschaftliche Umfeld industrieller Produktion und leitet damit einen Paradigmenwechsel in der Denkmalpflege ein, der sich dann ab den 1970er sukzessive durchsetzt. Der Vortrag spiegelt diesen Prozess, der immer auch ein Ringen um die Nachnutzung der Objekte der Industriekultur und ihre postindustrielle Inwertsetzung war und ist. Das Ringen um den Erhalt von Sachzeugnissen harter Alltagsarbeit in den Fabriken, vom Erfindergeist brandenburgischer Ingenieure, von der Funktionalität und der Ästhetik der Industriebauten, vom sich wandelnden kulturellen Wert der Industrialisierung stehen im Fokus des Vortrages. Und nicht zuletzt erfahren wir an vielen Beispielen Erstaunliches über intelligente Nachnutzungsstrategien von aufgelassenen Fabrikarealen und stillgelegten Anlagen der Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur. Gleichzeitig zeigen sich hier aber auch die immensen Schwierigkeiten und Hindernisse im Umgang mit den Hinterlassenschaften der klassischen Industriegesellschaft.

Veranstalter:
Arbeitskreis "Technikgeschichte" des VDI-Bezirksvereins Berlin-Brandenburg
Karl-Eugen Kurrer und Stefan Poser

Die Veranstaltung findet im Deutschen Technikmuseum Berlin, Trebbiner Straße 9 (Vortragssaal 4. Stock) statt und beginnt um 18 Uhr. Wie immer ist der Besuch kostenfrei.
Verkehrsverbindungen: U-Bahnhof Gleisdreieck, U-Bahnhof Möckernbrücke

Hamburg: Kräne werden neue Wahrzeichen für Hamburg-Harburg

­Der Kran der Firma Mulch (oben), erst 1972 aufgebaut, sollte nach dem Umzug der Firma, die 1889 als Kohlenhandel gegründet worden war, verschwinden. Letztlich bekam der Verein KulturWerkstatt in Harburg den Kran von der Seniorchefin Hanne-Lore Mulch geschenkt. 2007 erhielt er den Status als Denkmal, war damit aber noch nicht gerettet. Erst nach einer aufwändigen Restaurierung durch den Verein und den Kranexperten Roland Remstädt konnte der Kran als Wahrzeichen für den Harburger Binnenhafen gerettet werden.

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Auch ein zweiter Kran (unteres Foto) wurde wieder aufgebaut; er stammt ursprünglich von der Hitzler-Werft in Lauenburg. Der Unternehmer Arne Weber sorgte dafür, dass der Kran am Ziegelwiesenkanal restauriert wurde und heute Atmosphäre schafft. Das nostalgische Flair wird von den Dienstleistungs-betrieben geschätzt, die längst in die alten Industriegebäude oder neue Bürogebäude gezogen sind.

(Text und Fotos: Martin Pries, Hamburg)

Weitere Informationen zum Hafen Hamburg-Harburg hier

Die Umnutzung des Harburger Binnenhafens im Rahmen der „Werkstatt-Stadt“  ­

Filme:

Der Mulchkran in Aktion

Zur Geschichte des Krans von Arne Weber

Hattingen: „Zeitreisen.Ruhr“ im LWL-Industriemuseum Henrichshütte

­Das Projekt "Zeitreise Ruhr" will dazu beitragen, die Industriegeschichte der Region einem breiten Publikum erfahrbar zu machen. Der Schwerpunkt liegt darin, die ursprünglichen Gebäude der ehemaligen Industrie-Standorte sichtbar zu machen. Dabei werden 3D-Rekonstruktionen im Computer durch historisches wie aktuelles Bildmaterial und ausführliche begleitende Informationen ergänzt.

Durchgeführt wird "Zeitreise Ruhr" vom Unternehmen Dießenbacher Tewissen Informationsmedien in Wesel. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln des Landes NRW, der Hochschule Bochum und den jeweiligen Standorten. Projektbegleiter ist die Hochschule Anhalt. Die Darstellung der Henrichshütte in diesem Zusammenhang unterstreicht die Bedeutung des ehemaligen Hüttenwerks innerhalb der Industriekultur des Ruhrgebiets. Die Arbeit mit modernen Präsentationsformen führte in Hattingen auch zu neuen Erkenntnissen über die Werksgeschichte. Der Wandel des Hüttenwerks und der umgebenden Landschaft innerhalb eines Zeitraums von über 150 Jahren veranschaulicht die Auswirkungen des Aufstiegs und Niedergangs des Industriezeitalters.

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Mittelfristig soll das Modell nicht nur im Internet abrufbar sein, sondern auch einen festen Platz in der Dauerausstellung finden.

In einem Werkstattbericht werden Frank Dießenbacher von der Firma Dießenbacher Tewissen und Olaf Schmidt-Rutsch vom LWL-Industriemuseum am Freitag im LWL-Industriemuseum Henrichshütte über das Projekt "Zeitreise Ruhr" und das digitale Modell der Henrichshütte berichten:

Freitag, 26. November 2010, 19.30 Uhr

Weitere Informationen unter: www.henrichshuette.de

Anmerkung der Redaktion: Eine vergleichbare „Zeitreise“ zum Bochumer Verein / Jahrhunderthalle finden Sie hier