Archiv für den Tag: 21. September 2010

Baden-Baden: Ausstellung „Daumier und sein Paris. Kunst und Technik einer Metropole“ im Kulturhaus LA 8 vom 18. September 2010 bis zum 20. März 2011

Georges-Eugène Baron Haussmann (1809–1891), seit 1853 Präfekt von Paris, setzte die ehrgeizigen Pläne Kaiser Napoleons III. zur Modernisierung der Metropole um. Sowohl unhaltbare hygienische Zustände als auch der Wegfall der alten Stadtverteidigungsanlagen hatten eine Stadterneuerung erforderlich gemacht. Mit einem beispiellosen Kraftakt sollten nicht nur die letzten mittelalterlichen Baustrukturen zu Gunsten großzügiger Boulevards beseitigt werden, sondern gleichzeitig durch eine geschickte Straßenführung jene Bezirke begrenzt werden, aus denen soziale Unruhen zu befürchten waren. Die „Haussmannisierung“ von Paris provozierte Proteste.

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Honoré Daumier: Das Problem mit Unterröcken mit Stahlfeder, wenn diese zerspringt.

Trotz der massiven Einschränkungen der Pressefreiheit kursierten kritische Kommentierungen des Sanierungskonzeptes. Honoré Daumier (1808–1879) bediente sich der Karikatur, um auf die Missstände aufmerksam zu machen. In der Zeitschrift Le Charivari wurden zahlreiche Lithografien publiziert, die sich mit dem ­Straßenbau, den sich neu ergebenden Alltagsproblemen für die weniger wohlhabenden Bürger und der Wohnungsnot auseinandersetzten.

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Honoré Daumier: Mr. PRUD’HOMME. Gelobt seien die Wagons der dritten
Klasse. Man riskiert zwar darin zu ersticken, aber niemals, darin
umgebracht zu werden.

Im Rahmen der Ausstellung wird der technischen und politischen Modernisierung von Paris zu der europäischen Metropole des 19. Jahrhunderts vor dem Hintergrund der gezeichneten Kommentare Honoré Daumiers nachgegangen. Neue technische Möglichkeiten, nicht zuletzt die Lithografie als Frühform eines visuellen Massenmediums, waren zugleich Folge und Beschleuniger gesellschaftlichen Wandels.

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Feuerspritze der Firma Grether & Cie. in Freiburg (19. Jahrhundert), Freiwillige Feuerwehr Stadt Steinbach

Fotos: Thomas Viering / Museum LA8

Hamburg: Ausstellung „Werbewelten made in Hamburg. 100 Jahre Reemtsma“ im Museum der Arbeit

Auch Bernhard Reemtsma, der 1910 die kleine Zigarettenfabrik Dixi in Erfurt übernommen hatte, verlagerte seinen Betrieb 1923 nach Altona-Bahrenfeld. Unter der Leitung seiner Söhne Hermann, Philipp und Alwin entwickelte sich die Reemtsma AG in einer beispiellosen Expansion zum größten Hersteller von Zigaretten in Deutschland. Das Museum der Arbeit übernahm im Jahr 2005 das Werbemittel- und Fotoarchiv der Reemtsma Cigarettenfabriken und präsentiert im Firmen-Jubiläumsjahr 2010 mit einer großen Ausstellung die Entwicklung des Unternehmens und seiner Marken mit Objekten aus der reichhaltigen Sammlung.

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Werbeplakat mit Wikingermotiv, Entwurf: Eugen Schmidt, 1921

Das Bildrepertoire reicht von Wikingermotiven über exotische Orientbilder aus 1001 Nacht bis hin zu den skurrilen Figuren der „Test-the-West-Kampagne“. Emailschilder, Werbeaufsteller, Plakate, historische Zigarettenschachteln und Fotografien geben einen tiefen Einblick in diese Werbewelten „made in Hamburg“.

Weitere Information hier

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Werbeplakat der Zigarettenfabrik Sulima, ca. 1910 
Alle Abb.: © Museum der Arbeit, Hamburg