Archiv für den Monat: Februar 2010

Köln: Nach jahrelanger Verzögerung beginnt die Fußweg-Sanierung der Südbrücke

­Die Kölner Südbrücke ist, nachdem die kriegsbeschädigten steinernen Aufbauten der Kölner Hohenzollernbrücke in den 1950er Jahren beseitigt wurden, eine der wenigen Brücken der späten wilhelminischen Kaiserzeit am Rhein, bei denen sowohl Tragwerk als auch Architektur in großen Teilen noch dem ursprünglichen Bestand entsprechen. Die steinernen Brückenköpfe – in diesem Falle auf jeder Seite anders gestaltet – enthalten auch die Treppenanlagen für die Fußwege.­

Die Sanierungsarbeiten beginnen auf der bereit seit Jahren gesperrten Nordseite; wenn der dortige Fuß- und Radweg wieder genutzt werden kann, ist die Südseite an der Reihe, die derzeit allein die beliebte Rheinquerung zwischen Südstadt und Poll ermöglicht. Nach Darstellung der Medien wird auf eine „barrierefreie“ Aufrüstung allerdings verzichtet, was umfangreiche und teure Eingriffe in die Substanz bzw. störende Anbauten zur Folge gehabt hätte.

In den letzten Jahren waren die Brückenköpfe, deren Verkleidung aus Rotsandstein mit zahlreichen Bildhauerarbeiten besteht, großflächig zum Aktionsfeld von Sprayern geworden und boten einen beschämend heruntergekommenen Anblick, der weder ihrem ursprünglichen gestalterischen und materiellen Anspruch noch ihrer heutigen historischen Bedeutung gerecht wurde. Schon 2006 hatte deshalb der Rheinische Verein im Rahmen seiner Aktion „Denkmal des Monats“ auf die Vernachlässigung der Brücke hingewiesen.

Medienbericht zum Sanierungsbeginn mit C­hronik

­Darstellung der Südbrücke bei der „Rheinischen Industriekultur“

 

Mitteilung der Stadt Köln zu Details der Sanierung

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Fotos: Westlicher Brückenkopf; Blich von Poll (Stadt Köln)

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Nürnberg: Produktwerbung im Plakat im Germanischen Nationalmuseum­

Das Plakat ist – wie das moderne Reklamewesen überhaupt – ein Geschöpf der industriellen Warenproduktion des 19. Jahrhunderts. Mit seinen visuellen Verlockungen überbrückte es die entstandene Kluft zwischen Produzenten und Konsumenten, machte auf die neuartigen Markenprodukte aufmerksam, weckte und formte neue Konsumbedürfnisse. Allgegenwärtig war es, kein Passant konnte ihm entfliehen: »Plakate«, stellte ein Beobachter 1904 fest, »bedecken heute in unseren Städten so ziemlich alle hierfür zur Verfügung stehenden Flächen, sie bewirken, dass wir von »sprechenden Mauern« umgeben sind«.

 

­Künstler und Gestalter stellten sich in den Dienst des Kaufmanns und versuchten, die neue Warenwelt effektvoll zu inszenieren, an die Wünsche, Hoffnungen und Wertvorstellungen der potentiellen Käufer zu appellieren. Träumten die ersten Plakatkünstler der Zeit vor 1900 noch von einer »Galerie auf der Straße« und vom Plakat als einem Instrument allgemeiner Geschmacksbildung, so setzt sich seit etwa 1905 ein neues, kaufmännisch-pragmatisches Denken durch: Auf der Basis der jungen Werbepsychologie und Reklamewissenschaft vollzieht sich der Wandel vom Plakatkünstler zum modernen Werbegraphiker.

Waren frühere Ausstellungen meist der Geschichte der Plakatkunst gewidmet, so legt die große Schau des Germanischen Nationalmuseums ihren Schwerpunkt auf die Geschichte und Wirkungsweise der Plakatwerbung. Die Ausstellung präsentiert sich in Gestalt eines »imaginären Warenhauses«: In einzelnen Abteilungen werden die Warenwelten der Lebensmittel, des Haushalts, der Kosmetik, der Medien und der Freizeit vorgestellt. Mit den einzelnen Produkten und ihren jeweiligen Zielgruppen verbinden sich in der Werbung bestimmte Glücksversprechen in Form von Bildmotiven und Stereotypen, die es zu untersuchen gilt.

Mit dieser Ausstellung wird die »Nürnberger Plakatsammlung«, eine der großen Plakatsammlungen in Deutschland, erstmals präsentiert. Georg Bergler, Professor an der Nürnberger Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, hatte sie seit den 1950er Jahren als Lehrsammlung für sein Spezialgebiet der Absatzforschung und Werbelehre angelegt. 2002 wurde sie vom GfK-Verein und der Nürnberger Akademie für Absatzwirtschaft dem Museum als Dauerleihgabe anvertraut. Die »Nürnberger Plakatsammlung« steht nicht nur für die Bedeutung Nürnbergs in der deutschen Marketingforschung, sie bildet auch einen unerschöpflichen Materialfundus für die Kulturgeschichte der Moderne.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband mit 576 Seiten und 400 Abbildungen. Preis im Museum 38 ¤, im Buchhandel 49,80 ¤.

Regelführungen: jeweils Mi 18 Uhr und So 14 Uhr; Familienführung: So 14.3.2010, 10.30 Uhr, Oma-Opa-Enkel-Tour: Sa 6.3.2010, 14.30 Uhr

Bildergalerie mit Plakaten der Ausstellung auf www.stern.de

Plakativ! Produktwerbung im Plakat

19. November 2009 bis 11. April 2010

Germanisches Nationalmuseum­

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Köln: Neue Führungen bei der „Expedition Colonia“ rund um das Thema “Technik” und „Industrie“.

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­Die Wäscherei COLONIA ist eine professionelle Großwäscherei mit einem erstaunlichen Maschinenpark wie Wasch- und Mangelstraßen, Trockner, Handtuchfaltmaschinen und einer Sackbeladungsanlage. Hier werden täglich für Hotels, Unternehmen und Heime mehr Wäschestücke gewaschen, als drei vierköpfige Familien im ganzen Jahr verbrauchen.­­

­Hier rudert keiner selbst. Die MS RheinEnergie ist ein innovatives Veranstaltungsschiff der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffahrtsgesellschaft, das alle bisherigen Vorstellungen eines herkömmlichen „Ausflugschiffes“ bei weitem übertrifft. Bei einem Rundgang durch das Schiff sehen Sie vom Steuerhaus bis zum Maschinenraum alles, was an der MS RheinEnergie so besonders ist.

Eine der schönsten Köln-Ansichten bietet der Blick aus der Seilbahn über der Zoobrücke. Aber wie funktioniert Kölns einzige Seilbahn? Kommen Sie zu einer exklusiven Führung des Betriebsleiters durch die links- und rechtsrheinischen Seilbahnstationen. Und die Fahrten mit der Seilbahn sind natürlich im Preis auch schon enthalten.

Müllverbrennung heute ist praktizierter Umweltschutz und Klimaschutz. Moderne Filtertechniken verbessern die Luftqualität, die Produktion von “grünem” Strom aus Müll reduziert den Kohlendioxidausstoss. Lassen Sie sich vor Ort die Restmüllverbrennungsanlage in Niehl erklären. Keine Sorge, da stinkt nichts.

Der Chemiepark Knapsack hat ein eigenes Kraftwerk. Erfahren Sie Interessantes über die Entstehung und Struktur des Chemieparks Knapsack, das Notfallmanagement, den Umweltschutz und besichtigen Sie exklusiv das neue Ersatzbrennstoffkraftwerk.

Dat Wasser vun Kölle es jot! Sie möchten wissen, woher das Trinkwasser kommt, wie es gewonnen und aufbereitet wird? Sehen Sie es an Ort und Stelle! Besichtigen Sie mit der Rheinenergie das historische Wasserwerk Weiler im Kölner Norden.

Auf einer der ältesten Senfmühlen Anno 1810 stellt Senfmüller Wolfgang Steffens nach ausgesuchten und historischen Rezepturen und Verfahren herausragende Gourmet-Senfsorten her. Schauen Sie dem Senfmüller über die Schulter und erleben Sie, wie in dieser alten Senfmühle Kölner Senf entsteht.

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Die Besichtigung des Traditionsbrauhauses Sünner-Brauerei (www.suenner-brauerei.de) bietet reichlich Wissenswertes über Deutschlands einzige geschützte Stadt-Biermarke – das Kölsch. Erleben Sie den Brauprozess von den Rohstoffen bis zum Endprodukt. Der Ausklang dieser Erlebnisreise durch die Brauerei und Brennerei findet dann in den stilvoll restaurierten Gewölben des Sünner-Kellers statt.

Der Vorverkauf wird voraussichtlich am Dienstag, den 23. Februar um 08:00 Uhr freigeschaltet. Ticketbuchungen vor dem 23. Februar sind technisch nicht möglich, Reservierungslisten gibt es nicht.­

Website der Expedition Colonia

Fotos: Dampfmaschine und Sudhaus der Brauerei Sünner (Fa. Sünner)

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Gronau/Bocholt: Erneut Großbrand in Textilfabrik

Nach Medienberichten wurde dabei eine 5000 qm große, zu Lagerzwecken genutzte historische Sheddachhalle zerstört. Das angrenzende zweigeschossige Verwaltungsgebäude wurde beschädigt. Insgesamt waren 150 Feuerwehrleute mit 25 Fahrzeugen im Einsatz. In der Halle waren vor allem Wolldecken und Bettwäsche gelagert; der Schaden soll in Millionenhöhe liegen.­­­­

Bei dem Brand in Gronau-Epe Ende Februar 2009 wurde das Werk Germania II zerstört. Als Ursache wurde Brandstiftung vermutet. Der Schaden an dem leerstehenden Bau betrug ca. 2 Mio Euro. Unter anderem musste während des Feuers der 112 Jahre alte Schornstein der ehemaligen Spinnerei gesprengt werden.

Seit Oktober 2009 wurden die Brandruinen abgebrochen. Weil das Gebäude unter Denkmalschutz stand, war für den Abbruch aber neben der Abbruchgenehmigung durch die Bauaufsicht auch eine denkmalrechtliche Erlaubnis erforderlich. Erhalten bleiben sollen nach Medienangaben nur die beiden Treppentürme des Werkes II, außerdem sollten bestimmte Bauteile wie Gussstützen, Deckenanschlüsse und Gussfenster unter vertretbarem Aufwand für eine museale Präsentation gesichert werden sollen. Für den Erhalt unversehrter Bausubstanz und technischer Geräte habe sich auch der Eper Heimatverein stark gemacht.

Unabhängig vom geplanten Abbruch des Werkes II stand die historische Textilindustrie-Immobilie Germania Anfang September 2009 im Mittelpunkt einer Besichtigung, die vom ­Heimatverein Epe im Rahmen des „Tages des offenen Denkmals“ stattfand. Ob die Führung durch die ehemalige Textilfabrik etwas mit Genuss – dem Oberthema des Denkmaltages – zu tun hatte, blieb den Teilnehmern selbst überlassen. Aber: Interessant war es für sie offenbar schon, durch die alten Keller und die leer stehenden Produktionshallen zu laufen, in denen noch bis 1992 die Textilmaschinen und fleißige Menschen den Ton angaben.

Über 100 Interessierte waren nach Presseberichten der Einladung in das 1897 errichtete Werk gefolgt, das 1898 die Produktion aufnahm. Damals waren dort 400 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt, und in der Spinnerei drehten sich 25 000 Spindeln. 1910 kam das Werk II hinzu, wonach auf insgesamt 32 000 Quadratmetern hochwertige Baumwollgarne entstanden. Wie alles genau ablief, erklärten nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des Heimatvereins, Wilhelm Niehoff, drei ehemalige Mitarbeiter den Interessierten: Theo Overkamp, Egon Brügger und Werner Oelering waren hier jahrelang beschäftigt und konnten Auskunft über den Produktionsablauf geben. Auch Gebäudeverwalter Heiner Kottig gab den Besuchern Einblicke in die Welt der Textilindustrie.

­Den Abschluss des Rundgangs bildete eine Filmvorführung. Werner Oelering hatte kurz vor der Werksschließung im Jahre 1992 einen Film gedreht, der die einzelnen Produktionsschritte dokumentierte – genau wie die Lautstärke der damals laufenden Maschinen. Nach vielen Jahren schallte so noch einmal der Originalton der Spinnmaschinen in einer der Hallen des heutigen Denkmals.

Pressebericht zum

Brand in Bocholt (mit Fotoserie)

Brand in Gronau-Epe

Abbruch in Gronau-Epe

Denkmaltag in Gronau-Epe

 

Ruine in Gronau-Epe (Fotoserie)

(Foto: Archiv LWL)

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Bottrop/Köln: Becher-Ausstellungen 2010

Bottrop: Bergwerke und Hütten­

Im Rahmen des Ver­bundprojektes „Mapping the Region“ zeigt das Museum Quadrat Bottrop nach eigenen Angaben vom 7. Februar bis 2. Mai die Ausstellung „ Bernd und Hilla Becher. Bergwerke und Hütten – Industrielandschaften“.

 

"Mapping the Region" begreift die Metropole Ruhr als einen semiotischen Raum, in dem sich Geschichte und Identität in vielfältigen Beziehungen ausbilden. Die Arbeit der Bechers leistet einen wichtigen Beitrag zur Lektüre dieses Raums.

Die Bechers haben bereits früh begonnen, Orte im Ruhrgebiet fotografisch festzuhalten. Die Zeche Zollern II in Dortmund, die kurz vor dem Abriss stand, markiert in den späten 1960er Jahren den Beginn ihres Engagements für das Ruhrgebiet. Später entstanden Projekte in Duisburg (Thyssen Stahlwerk), Oberhausen (Zeche Concordia), Bochum (die Zechen Hannover und Hannibal) und auch in Bottrop (Zeche Prosper).

Beispiele der Industriearchitektur stehen in Bernd und Hilla Bechers Werk beispielhaft für eine Form industrieller Produktion, wie sie über 150 Jahre die Region geprägt hat. Technologie, Architektur und Arbeit, genauso wie Politik und Geografie werden in einer spezifischen historischen Verbindung sichtbar.

Die Ausstellung wird zum ersten Mal den Schwerpunkt auf die Arbeit der Bechers im Ruhrgebiet legen. Ergänzt von ausgesuchten Typologien, mit denen die Verbindung einzelner Gebäudetypen zu anderen Regionen dokumentiert wird. Im Werk der Bechers begegnen wir den Resten einer realiter vergangenen Welt, die aber als Erinnerungsraum nach wie vor lebendig ist. Die Überreste haben den Status eines geschichtlichen Gewichts, das einen Freiraum hin auf eine zukünftige Entwicklung öffnet und zugleich durch seine unübersehbare Gegenwärtigkeit die Koordinaten des Wandels mit bestimmen wird.

 

Zur Ausstellung erscheint in Zusammenarbeit mit dem Verlag Schirmer/Mosel das Buch Bernd und Hilla Becher. Bergwerke und Hütten (250 Seiten Broschur mit 160 Abbildungen in Duotone).

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Köln: Zeche Hannover

 

Eine weitere Austellung mit Werken des Düsseldorfer Fotografen-Ehepaares zeigt vom 26. März bis 18. Juli 2010 die SK-Stiftung Photographie im Kölner Mediapark. Unter dem Titel „Zeche Hannover. Photographien aus dem Ruhrgebiet von Bernd und Hilla Becher“ wird nach Mitteilung der Stiftung die gesamte etwa 200 Aufnahmen umfassende Dokumentation dieser Zeche zu sehen sein. Auch zu dieser Ausstellung ist eine Publikation in Vorbereitung.

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Fotos von oben nach unten:

Bernd und Hilla Becher, Zeche Consolidation, Gelsenkirchen, 1974

Bernd und Hilla Becher, Zeche Hannibal, Bochum-Hofstede, 1973

Bernd und Hilla Becher, Zeche Concordia, Oberhausen, 1967

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