Archiv für den Monat: Juni 2009

Duisburg: 100 Jahre Hüttenwerke Krupp Mannesmann mit reduziertem Festprogramm

Wie der jüngsten Ausgabe der Mitarbeiterzeitschrift zu entnehmen ist, sollen die Feiern „der Situation angemessen“  ausfallen. Ob gute oder schlechte Zeiten: Geburtstage seien an ein bestimmtes Datum gebunden und fänden statt. Das gelte auch für den einhundertsten Geburtstag der Hütte. Gleichwohl stelle sich die Frage, wie dieses denkwürdige Jubiläum begangen werden solle. Trotz katastrophaler Rahmenbedingungen auf die Pauke hauen oder vielleicht doch besser gar nichts machen? Die Antwort darauf liege irgendwo dazwischen, wie Geschäftsführer Peter Gasse in einem Gespräch mit „Wir bei HKM“ deutlich machte. (Heft-Download auf der HKM-Homepage)

HKM und die Universität Duisburg-Essen haben nach eigenem Bekunden Ende April in der Tradition einer langjährigen Zusammenarbeit anlässlich von 100 Jahren Stahlerzeugung auf der Hütte gemeinsam ein wissenschaftliches Kolloquium veranstaltet. Die HKM-Mitarbeiter Matthias Baldermann, Christian Gotsche, Dr. Michael Holtmann, Gregor Simon, Dr. Matthias Weinberg und Martin Zinselmeyer sowie SZMF-Mitarbeiter Dennis Kaesling trugen zu den aktuellen Forschungs- und Kompetenzfelder rund um die Stahlgewinnung vor. Prof. Dr. Gerd Witt und Dr. Jens Reichel beleuchteten die Zusammenarbeit zwischen der Universität und HKM und die Möglichkeiten für die Studenten bereits während der Hochschulausbildung den praktischen Ingenieur-Alltag kennenzulernen.

Die für den Herbst vorgesehen Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum Duisburg, zu der Unternehmen, frühere und jetzige Werksangehörige zahlreiche Leihgaben zur Verfügung stellen sollten, wurde dagegen abgesagt. Die geschichtliche Überlieferung des Unternehmens befindet sich heute überwiegend im Mannesmann-Archiv der Salzgitter AG in Mülheim an der Ruhr, wie ebenfalls der jüngsten Ausgabe der Werkszeitschrift (s.o.) zu entnehmen ist.

 

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Freiberg/Sachsen: Vorbereitung des 14. TICCIH-Kongresses vom 30. August bis 5. September läuft auf Hochtouren

Hier werden am Institut für Wissenschafts- und Technikgeschichte (IWTG) – einmalig in Deutschland – Industriearchäologen ausgebildet. Das Institut ist auf dem Lehr-, Forschungs- und Besucherbergwerk der Hochschule, der „Reichen Zeche“, untergebracht.

Eine ganze Woche „volles Programm“ erwartet die Teilnehmer, darunter zwei ganztätige Kongressexkursionen in die Lausitzer Braunkohlelandschaft sowie (per Dampfzug) nach Chemnitz. Das dortige Sächsische Industriemuseum ist enger Partner des Instituts und einer der Mitveranstalter des Kongresses.

An den drei übrigen Tagen wird in zahlreichen Sektionen und Arbeitsgruppen über unterschiedlichste Themen berichtet und diskutiert. Etwa zweihundert Wortbeiträge sind angemeldet. Ein aktuelles Programm findet sich auf der Website des Kongresses.

Insgesamt haben sich bisher etwa 300 Teilnehmer aus aller Welt angekündigt. Das Organisationskomitee hat die normale Anmeldefrist bis Ende Juni verlängert; danach erhöht sich der Teilnehmerbeitrag. Für Kurzgäste stehen Tageskarten zur Verfügung.

Die einmalige Atmosphäre der durch den Bergbau entstandenen Renaissancestadt Freiberg wird in mehreren kulturellen Veranstaltungen erlebbar; so findet der Begrüßungsempfang im Innenhof des Schlosses Freudenstein statt; ein Konzert an der Silbermannorgel im Dom steht ebenso auf dem Programm wie eine Freiluft-Party rund um die „Reiche Zeche“.

Eingebunden in den Kongress ist die Jahresversammlung der Vereinigung ERIH mit einem Themenschwerpunkt zum Industrietourismus. Auch die TICCIH-Hauptversammlung  findet im Rahmen des Kongresses statt. Viele deutsche TICCIH-Mitglieder sind als Sektionsleiter bei der Veranstaltung aktiv und haben auf ihren regelmäßigen Treffen das Organisationskomitee unterstützt. Die Zeitschrift industrie-kultur hat ihr Heft 1/2009 dem Thema des Kongresses „Industrial Heritage, Ecology and Economy“ gewidmet.

Vor dem Kongress werden Fachexkursionen durch das Ruhrgebiet und in Berlin angeboten, nach der Kongresswoche in Polen, Tschechien sowie im Erzgebirge.

Weitere aktuelle Informationen zum (englischsprachigen) Kongress auf der Website www.TICCIH2009.de

Informationen von und über TICCIH

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Waltrop-Henrichenburg: Schiffshebewerk zeigt Schätze aus der Sammlung / LWL-Industriemuseum übergibt Hafenmeistergebäude der Öffentlichkeit

Rund 430 Quadratmeter Nutzfläche stehen in dem Gebäude insgesamt zur Verfügung. Der vordere Teil des Komplexes ist ein 100 Jahre alter Güterschuppen, den das LWL-Industriemuseum vom Bahnhof Remscheid nach Waltrop "translozierte" und dort wieder aufbaute. An den historischen Fachwerkbau schließt ein neues Hafenmeistergebäude an, das auf zwei Etagen weiteren Platz für Ausstellungen und Veranstaltungen bietet. Die Baukosten von insgesamt knapp einer Million Euro wurden zu 90 Prozent vom Land NRW getragen.

Die Ausstellung "Schätze" zeigt 50 hochkarätige Objekte aus der rund 5.000 Exponate umfassenden Sammlung des LWL-Industriemuseums zur Geschichte der Binnenschifffahrt. Neben Plänen, historischen Fachbüchern und Gebrauchsgegenständen aus dem Alltag werden Kunstwerke präsentiert, die sich unter verschiedenen Blickwinkeln mit dem Schiffshebewerk, mit Wasserstraßen und der Binnenschifffahrt auseinandersetzen. Noch nie zu sehen waren Aquarelle zu Hebewerken um 1800 von Edward W. Paget-Tomlinson. Ausgestellt sind außerdem eindrucksvolle Segelschiff-Modelle, die 1.000 Jahre Schifffahrtsgeschichte repräsentieren. Ein Solinger Sammler hat sie in ungezählten Arbeitsstunden gebaut. Nach seinem Tod vermachte die Familie nicht nur die Schiffe dem LWL-Industriemuseum, sondern auch den Arbeitsplatz des Tüftlers – und der ist jetzt ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.

Schiefe_Ebene.450.jpg Die rund 300 Jahre alte Graphik einer "Schiefe Ebene" gehört zu den ausgestellten "Schätzen" (Foto: LWL)

"Die Schätze unserer Sammlung sind ausdrucksstarke Zeugen einer vergangenen Welt. Ihre Faszination beruht auf ihrer Echtheit und in den Geschichten, die sie erzählen", erklärte Ausstellungskurator Dr. Eckhard Schinkel.

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag (14.6.) um 11 Uhr begrüßte Maria Seifert, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, die Besucher. Dirk Zache, Direktor des LWL-Industriemuseums, sprach ein Grußwort ,und Kurator Dr. Eckhard Schinkel führte in die Ausstellung ein. Für die musikalische Begleitung sorgte Claudius Reimann mit verschiedenen Saxophonen und Klarinetten.

Schätze – Highlights aus den Sammlungen des Museums

14.6. bis 25.10.2009

LWL-Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg

Am Hebewerk 2, 45731 Waltrop, Di – So 10 – 18 Uhr

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Köln: „Haus der Architektur“ und „Rheinische Industriekultur“ laden auf das frühere KHD-Gelände in Kalk ein

Wohl jeder im Stadtteil kennt inzwischen die „Halle Kalk“, diesen großartigen Veranstaltungsort, oder die „Abenteuerhalle 59/60“ für Scater und Kletterkünstler. Weniger bekannt ist, dass diese Gebäude Teil eines der wichtigsten Kölner Industriebetriebe waren, der auf dem Höhepunkt seiner weltweiten Position als Bergwerks- und Baumaschinen-Hersteller über 5000 Arbeiter zählte, 200 Morgen Land besaß (ca. 50 ha), welches bis an die Kalker Hauptstraße heranreichte, und in aller Welt 100 Auslandsvertretungen unterhielt: KHD, Klöckner-Humboldt-Deutz mit seinen Vorgängerfirmen.

Kein anderer Ort auf dem heute rechtsrheinischen Kölner Stadtgebiet ist in so kurzer Zeit und so nachhaltig von der Industrialisierung geprägt worden wie Kalk. Bis 1910 sogar eigenständige Stadt, die im 19. Jhd. explosionsartig aus einer kleinen Ansiedlung zum Industriestandort erster Güte erwachsen war, ist Kalk bis heute vom des Großstrukturen und ungeteilten Riesenarealen dieses Zeitalters gezeichnet – oder gesegnet? Heute ist nur noch ein kleiner Teil des ehemaligen Gesamtkomplexes erhalten, aber auch dieser birgt unabsehbare Schätze in einem sperrigen, aber einmaligen Umfeld. Nur weniges – zu weniges? – steht unter Denkmalschutz und vieles verfällt, dafür sind private Umnutzungen der  Hallen in nichtgeschützten Gebäuden ein Hoffnungsschimmer ziviler Adaptionskraft.

Die Rigorosität, mit der KHD sich das Land und die Stadt zu Eigen gemacht hat, droht seit seinem Niedergang auf die Stadt zurückzufallen. Das Ensemble ist bereits zerstückelt und der Rest harrt einer sinnvollen, die Atmosphäre nutzende Revitalisierung. Aber ist da nicht viel mehr möglich, als noch vor 10 Jahren gedacht? Wie kann das einmalige dieser „3. Landschaft“, die Freiraumqualität in Stadtnähe, das Industrieerbe, die Einzelobjekte in einer veränderten Nachfragestruktur für die Stadt nutzbar gemacht werden? Ist der Gedanke eines „Ensemble-Schutzes weiterführend? Was plant die Stadt? Welche Mischung aus öffentlichem Eingriff und privaten Initiativen ist denkbar, welche temporären Strategien? Wer hat uns dieses schwere Erbe beschert und warum sollten wir uns trotzdem darüber freuen?

Es stellen vor und diskutieren:

– Dr. Walter Buschmann, Rheinische Industriekultur e.V.

– Günter Wevering/Stadt Köln

– Prof. Dieter Prinz (angefragt)

Moderation: Thomas Luczak, hdak

Anschließend gibt es je nach Wetterlage und Teilnehmerzahl die Möglichkeit, mit dem Fahrrad unter sachkundiger Führung das Gelände zu besichtigen.

Freitag, 19.06.2009, 18:00 Uhr | Halle Kalk | Eine Veranstaltung des hdak in Kooperation mit Rheinische Industriekultur e.V. | Anmeldung nicht erforderlich | Teilnahme kostenfrei

Zur Ankündigung des Hauses der Architektur

Hintergrund zur Örtlichkeit und ihrer Geschichte im Webangebot der "Rheinischen Industriekultur"

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Auch die noch erhaltenen linksrheinischen Vorlandbrücken der Mülheimer Brücke wurden Ende der 1920er Jahre von der Maschinenbau-Anstalt Humboldt geliefert.

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Witten: „Grubenlicht und Wetter“ – Freiluft-Theater zum Radbod-Unglück auf Zeche Nachtigall

350 Bergleute verloren bei dem Unglück auf der Zeche Radbod ihr Leben. Es war die bis dahin schwerste Schlagwetterexplosion des deutschen Steinkohlenbergbaus. Die Frage nach Ursache und Schuld des Unglücks führte zu heftigen Debatten und Massendemonstrationen in vielen Ruhrgebietsstädten. Stärker noch als die Zechenverwaltung sah sich die preußische Bergverwaltung massiven öffentlichen Angriffen ausgesetzt. Der Vorwurf mangelnder Kontrolle der Bergbauindustrie durch staatliche Beamte und der wachsende Arbeitsdruck im Steinkohlenbergbau unter Vernachlässigung der Sicherheitsbestimmungen wurde sowohl im preußischen Abgeordnetenhaus als auch im Deutschen Reichstag erörtert.

Das DuoSago aus Essen hat gemeinsam mit dem Ruhrgebietsbarden Frank Baier die Ruhrballade "Grubenlicht und Wetter" von Alfons Nowacki mit Laienschauspielern in Szene gesetzt und vertont – eine eindrückliche Schilderung der Geburtsstunde des Ruhrgebietes und der Hoffnungen Tausender, die kamen, um das schwarze Gold zu Tage zu fördern. Die Texte und Lieder sind gleichzeitig aber auch ein historischer Schreckensbericht von Anwerbung, Ausbeutung, Fremdenhass und Arbeitsleben unter menschenunwürdigen Bedingungen. Viele der Lieder sind Vertonungen der Texte von Heinrich Kämpchen, dem Bergarbeiterdichter des Ruhrgebiets. Seine Lieder entstanden zwischen 1890 und 1912 und beschreiben das Leben der Menschen, denen der Bergbau die Lebensgrundlage gab – ihnen aber häufig auch alles nahm.

Auch wenn in Deutschland das Ende des Steinkohlenbergbaus in greifbare Nähe rückt, wird nach wie vor in vielen Ländern der Erde bis heute unter schwierigsten Bedingungen Kohle gefördert. Internationale Pressemeldungen über schwere Grubenunglücke in China, Russland oder der Unkraine zeugen von der Aktualität des Themas.

Das Theaterstück "Grubenlicht und Wetter" beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt kostet 8 Euro für Erwachsene; ermäßigt 4 Euro. Für das leibliche Wohl sorgt das Kaffee-Gärtchen "Auf Nachtigal". Parkplätze befinden sich direkt am Museum.

www.zeche-nachtigall.de

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