Archiv für den Monat: März 2009

Baden-Baden: Reisen. Ein Jahrhundert in Bewegung – Eröffnungsausstellung des Museums für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts – LA8

Innerhalb der thematischen Schwerpunkte von Rheinromantik, Sehnsucht nach dem Süden, Exotik und Simulation des Reisens kann sich der Betrachter auf eine Zeitreise begeben und die Sichtweisen des 19. Jahrhunderts kennen lernen. Dem Ausstellungsbesucher erschließt sich die Entwicklung von Mobilität, die anfänglich nur wenige Menschen betrifft, später jedoch in der Realität sowie in den Phantasien der Menschen zu einem Massenphänomen wird.

Spitzweg_detail.450.jpgUnentdecktes Meisterwerk: Carl Spitzweg (1808-1885), Landschaft mit Postkutsche (um 1875), Öl auf Holz, Pfalzgalerie, Kaiserslautern, Leihgabe der BRD (Detail)

Die Werke der berühmten Maler jener Zeit, u. a. Carl Blechen, Johann Wilhelm Schirmer, Carl Friedrich Lessing und Andreas Achenbach, machen die Begeisterung der Künstler für unwegsame Natur, historische Ruinen, vor allem aber für die romantische Landschaft entlang des Rheins sichtbar. Carl Spitzwegs „Landschaft mit Postkutsche“ zeigt die zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch am weitesten verbreitete Methode des Reisens neben dem beschwerlichen Fußmarsch.Dem Besucher erschließt sich eine Welt des Reisens mit Hilfe von Kutsche, Dampfschiff und Eisenbahn, Fahrrad, Motorrad und Automobil, fernab heutiger Vorstellungen von Technik und Infrastruktur. Im Untergeschoss des Museums wird eine neuartige Stereoskopie-Projektion präsentiert, die, einer Zeitreise gleich, das Baden-Baden des 19. Jahrhunderts räumlich erlebbar macht.

Streiff_in_Neckarsulm.450.jpgAnkunft William Streiffs in Neckarsulm nach seiner Tour von San Francisco nach New York mit seinem NSU-Einzylinder Motorrad (3,5 PS) im Jahr 1910 (© Unternehmensarchiv Audi AG, Neckarsulm)

Fotografie, Kartografie und Geografie zeigen ein Bild der Welt, das die Ferne ins eigene Heim holte. Reisespiele bereiteten auf touristische Ausflüge vor, suggerierten die Erkundung von Städten und Landstrichen auf dem Spielbrett. Reiseführer und Faltpläne mit Verzeichnissen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten zeigten sich nicht nur als praktische Begleiter während der Reise, sondern gleichzeitig auch als Zeugnis des Erlebten. Wie Trophäen abenteuerlicher Erkundungen wurden Präparate exotischer Tiere aller Kontinente dem staunenden Publikum zu Hause präsentiert. Das LA8 ergänzt die Baden-Badener Museumsmeile an der Lichtentaler Allee.

Öffnungszeiten: Di. – So., 11-18 Uhr

Ausstellungsdauer: 9. April bis 6. September 2009

(Quelle: Pressemitteilung)

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Düsseldorf: Mit dem Hein-Lehmann-Areal in Flingern verliert die Stadt ein bedeutendes Denkmal der Industriekultur

Düsseldorf war nicht nur der Schreibtisch des Ruhrgebiets, sondern wie Köln ein bedeutender Standort für Stahl- und Maschinenbau. Dies ist derzeit noch auf dem Gelände des weltbekannten Stahlbauunternehmens „Hein, Lehmann & Co“ an der Fichtenstraße erkennbar. Kern des bisher dicht mit historischen Bauten besetzten Areals ist die riesige Brückenbauhalle; darum gruppieren sich Werkstätten und Bürogebäude.

HLCO_grHa.450.JPG

Ausgehend von einem Vorgängerunternehmen entstand die Hein, Lehmann & Co. AG in Berlin-Reinickendorf zunächst als Spezialunternehmen für Wellblechverarbeitung sowie Stellwerksanlagen. Während Niederlassungen im Siegerland und im russischen Donbass bald wieder aufgegeben wurden, entwickelte sich die Stahlbauabteilung in Düsseldorf-Oberbilk bald zum größten Zweig des Unternehmens. Die Mitarbeiterzahl stieg von 250 im Jahre 1893 auf mehr als 1.500 im Jahre 1913, als jährlich 50.000 t Eisen verarbeitet wurden.

HLAG_Werk_1913.450.jpgWerksansicht 1913; im Zentrum die alte Haupthalle (siehe Innenansicht unten)

HLCO_alteHa.450.JPG

Hein-Lehmann-Bauten: Bochumer-Verein-Pavillon der Düsseldorfer Industrieausstellung 1902 (heute „Jahrhunderthalle“ in Bochum);  Mannesmann-Röhrenwalzwerk in Düsseldorf-Eller, Stahlwerkshalle der Adolf-Emil-Hütte in Esch/Luxemburg (heute Belval), Gaszentrale in Hagendingen/Lothringen sowie zahlreiche Eisenkonstruktionen wie Kohlewäschen und Fördergerüste im Ruhrgebiet und in Oberschlesien.Stahlkonstruktionen wurde aber auch in alle Welt exportiert, so nach Mexiko, Peru, Taiwa und sogar nach Großbritannien (El. Zentrale der Londoner U-Bahn).

HZB_S__dzug_i.B.400.jpg

Während Hein, Lehmann & Co an der Kölner Hohenzollernbrücke per ARGE beteiligt war, entstanden etwa  die Ruhrorter Eisenbahnbrücke und die Eisenbahnbrücke in Düsseldorf-Hamm ganz in Oberbilk. Ein Spezialgebiet waren auch Bahnhofshalle, wie die nicht mehr bestehende dreischiffige Halle des Deutzer Bahnhofs in Köln, die Hallen das Aachener, Elberfelder und Koblenzer Hauptbahnhofs, die in ihrer Zeit als vorbildlich gestaltete Ingenieubauten galten und dem Unternehmen etwa auf der Brüsseler Weltausstellung 1910 höchste Auszeichnungen einbrachten. Aus der Zwischenkriegszeit stammt unter anderem der Funkturm in Berlin (1928).

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hein, Lehmann & Co unter anderem maßgeblich am Bau bzw. Wiederaufbau zahlreicher Rheinbrücken beteiligt.

In den frühen 1990er Jahren wurde das Unternehmen umstrukturiert und verlagert; zahlreiche kleinere Gewerbebetriebe, aber auch Künstler zogen in den „Gewerbepark Fichtenstraße 75“ auf dem bisherigen Werksgelände.Wie aus Medienberichten hervorgeht, hat nun der britische Investor Segro das Gelände gekauft und möchte dort einen Neubau-Gewerbepark errichten. Den bisherigen Mietern wurde kurzfristig gekündigt.

HLAG_Halle_Strr.450.JPG

Ob, und wenn ja, welche Gebäude auf dem Gelände unter Denkmalschutz stehen und erhalten werden können, darüber herrschte Unklarheit. Offensichtlich handelt es sich aber nur um den durch eine Backstein-Giebelreihe gekennzeichneten Hallenkomplex entlang der Fichtenstraße. Die eindrucksvolle Brückenbauhalle sowie weitere, den Gesamtkomplex ergänzende Bauteile scheinen dagegen nicht als erhaltenswürdige Industriedenkmale gewertet zu werden. Auf dem Gelände sollen Gewerbeparkeinheiten sowie Bauten „nach Bedarf“ entstehen.

HLAG_Mauer.450.JPG

Einige bisherige Nutzer beklagten im Herbst 2008 das mangelnde Interesse der Stadt Düsseldorf am Erhalt der auf dem Gelände ansässigen neuen Gewerbe und eine kulturellen und sozialen Entwicklung: „Auf einer Fläche von 9,7 ha werden geschichtsträchtige Gebäude zerstört und durch einen großen toten Hallenkomplex ersetzt. Das kreative und soziale Leben, das auf dem Gelände gewachsen ist, wird dann aus dem städtischen Bereich verbannt und ein Gewerbepark (…) besetzt diese wertvolle Fläche, nur wenige hundert Meter entfernt vom Hauptbahnhof… Für Düsseldorf-Oberbilk geht hier ein Teil seiner Geschichte und Lebendigkeit verloren.“

Neben dem Hein-Lehmann-Gelände erwarb die Segro nach Presseangaben auch das umfangreiche Gelände der ehemaligen Papierfabrik Feldmühle (zuletzt „Stora Enso") in Benrath. Dort sollen bereits im Winter 2009 alle Bauten abgebrochen werden und durch eine durchgrünte Mischung aus Logistic-Center und Gewerbepark  ersetzt werden.

Firmengeschichte Hein, Lehmann & Co. (Unternehmen-Geschichte)

Pressemeldung

Oberbilk-Planungen

Benrath-Planungen

(Innenaufnahmen: Thomas Pöhler, Düsseldorf: www.poehlerthomas.de)

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Bremerhaven: Tagung zur (Industrie-)Kulturlandschaft Unterweser

Die Unterweser erschliesst einen in geografischer und historischer Hinsicht vielgestaltigen Raum, der unterschiedliche Landschaftsformen umfasst, und aus dem sich mehrere städtische Ballungszentren herausheben.

Als natürliche und territoriale Grenze einerseits und Medium eines bedeutenden Waren- und Personenverkehrs andererseits übt der Fluss zudem trennende und verbindende Funktionen aus. Der historischen Entwicklung des Unterweserraums als Kulturlandschaft in seinen zahlreichen Facetten und den vielfältigen Bezügen zwischen seinen einzelnen Teilen nachzugehen, ist Ziel einer wissenschaftlichen Tagung, in der unterschiedliche Disziplinen und Sichtweisen zu Wort kommen sollen.

Territorial-, Verkehrs-, Sozial-, Industrie- und Technikgeschichte werden dabei gleichermaßen thematisiert wie die Veränderungen von Landschaft, Siedlung und von urbanen Lebensräumen. Ebenso interessiert der Blick des Menschen auf Landschaft und gesellschaftliche Entwicklungen, wie er sich in Kunst und Literatur sowie in den Zeugnissen der Erinnerungs- und Gedächtniskultur widerspiegelt.

Veranstalter:

Landschaftsverband der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, Stade; Stadtarchiv Bremerhaven; Hamburger Arbeitskreis für Regionalgeschichte, Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Historisches Seminar der Universität Hamburg; Deutsches Schiffahrtsmuseum Bremerhaven.

Die Veranstalter knüpfen mit dieser Tagung an ein Symposium an, das der Landschaftsverband Stade 2002 mit ähnlicher Zielsetzung für den Bereich der Unterelbe ausgerichtet hat.

Programm:

Donnerstag, 23. April 2009

9.15 Uhr:

Begrüssung durch die Hochschule: Prof. Dr. Josef Stockemer, Rektor

Grusswort der Stadt Bremerhaven: Artur Beneken, Stadtverordnetenvorsteher

Eröffnung der Tagung: Dr. Hans-Eckhard Dannenberg, Stade

9.30 Uhr:

Prof. Dr. Hansjörg Küster, Hannover: Die Unterweser-Landschaft und Geschichte

Priv.-Doz. Dr. Hauke Jöns, Wilhelmshaven: 70 Jahre archäologische Forschungen an der Unterweser – eine Bilanz

Dr. Hartmut Bickelmann, Bremerhaven: Zum Begriff und zur Wahrnehmung der Unterweser

11.15 Uhr: Kaffeepause

11.45 Uhr:

Prof. Dr. Franklin Kopitzsch, Hamburg: Die Unterweser in historischen Reiseberichten und in der Literatur

Prof. Dr. Bernd Küster, Oldenburg: Die Weser im Spiegel der bildenden Kunst

13.00 Uhr: Mittagspause (mit Sonderprogramm für die Referenten)

15.00 Uhr:

Dr. Adolf E. Hofmeister, Bremen: Mächte und Territorien an der Unterweser bis 1866

Prof. Dr. Gerd Steinwascher, Oldenburg: Politische und  fiskalische Aspekte des Oldenburger Weserzolls

16.15 Uhr: Kaffeepause

16.45 Uhr:

Dr. Christian Ostersehlte, Bremen: Unscheinbar, aber unentbehrlich – Schifffahrt auf der Unterweser

Dr. Horst Rössler, Bremen: Die Unterweser als Schauplatz von Wanderungsbewegungen

19.30Uhr: Öffentlicher Abendvortrag im Deutschen Schiffahrtsmuseum

Prof. Dr. Karl Ernst Behre, Wilhelmshaven: Von der Natur- zur Kulturlandschaft Norddeutschlands. Eine Umweltgeschichte seit der Steinzeit

Freitag, 24. April 2009

9.15: Uhr

Dr. Timothy Saunders, Nordenham: Industrialisierung am Fluss- das Beispiel Nordenham

Dr. Klaus Schlottau, Bremen: Umweltgefährdungen der Unterweser durch Industrie und Hafenwirtschaft an ausgewählten Beispielen aus dem 20. Jahrhundert

10.45 Uhr: Kaffeepause

11.15 Uhr:

Dr. Michael Ehrhardt, Bremervörde: Geschichte der Deiche an der Unterweser

Dr. Dirk J. Peters, Bremerhaven: Die preussischen Küstenfestungen an Wesermündung und Unterelbe von 1869 bis heute im Wandel

Dipl.-Ing. Wolfgang Ness, Hannover: Historische Zeugnisse des Schifffahrtsweges Weser

13.00 Uhr: Mittagspause

14.30 Uhr:

Dr. Axel Behne, Otterndorf: Landschaft und Erinnerung –Hermann Allmers und die Unterweser

Prof. Dr. Norbert Fischer, Hamburg: Gedächtnislandschaft Unterweser – Maritime Grab- und Denkmäler

15.45 Uhr: Kaffeepause

16.15 Uhr:

Beiträge aus einem studentischen Workshop der Universität Hamburg

16.45 Uhr: Schlussdiskussion

Anmeldung formlos über das Stadtarchiv Bremerhaven

Cover_FlussStadtLand.jpg

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Rheine: Vortrag „Unter Zarenkrone und Sowjetstern – Textilindustriestandorte im Herzen Russlands“

Knoop ging als junger Mann 1838 zunächst nach England zu der Textilfirma De Jersey & Co. und hiernach nach Moskau, wo er für den weltgrößten Textilmaschinenhersteller, Platt Broth. Ltd. in Oldham, die Vertretung in Moskau übernahm. 1847 richtete er die erste Maschinenspinnerei in Moskau ein, 187 weitere Textilbetriebe sollten folgen. Und da er an den meisten Textilunternehmen Anteile besaß, wurde er als bald zu einem der wohlhabendsten Männer Rußlands. Zar Alexander ernannte ihn zum Baron und als geachteter und wohlhabender Mann zog er sich in seine Heimat zurück, wo er in Bremen-St. Magnus sein Landgut Mühlenthal – eine schloßartige Residenz – bezog. Knoops Park – 65 Hektar groß – ist heute noch ein beliebtes Ausflugsziel für den Bremer. Eine Karriere von vielen.

Rußland schaffte es innerhalb nur weniger Jahrzehnte vom bäuerlich-agrarisch geprägten „Schwellenland“ zu einer der führendsten Industrienationen aufzusteigen– und dies vor allem auch mit Hilfe ausländischer Fachkräfte. Die nach westeuropäischem Vorbild aufgebaute moderne Textilindustrie war der wichtigste Industriezweig des russischen Zarenreiches. Bis heute sind viele Städte um Moskau herum, insbesondere aber die Region Iwanowo im Osten der alten Hauptstadt, historisch, baulich und ökonomisch von diesem Industriezweig geprägt. Nach dem Ende der Sowjetunion muß sich die einstmals blühende, im restlichen Europa längst weitgehend verschwundene Branche mühsam auf dem Markt behaupten.

Alexander Kierdorf lebte zwischen 2000 und 2004 mit seiner Familie in Moskau, wo er sich intensiv auch mit der Geschichte der russischen Textilindustrie und ihren architektonischen Hinterlassenschaften auseinandersetzte. Der Vortrag schildert die Entwicklung der großen Textilunternehmen zwischen Moskau und Wolga, das Wirken ihrer Unternehmer, beschreibt die seit der Zarenzeit fast unveränderten riesigen Fabrikanlagen und Werkssiedlungen, erzählt von den Bestrebungen zum Aufbau sozialistischer Musterindustriestädte in sowjetischer Zeit und vom Niedergang. So entsteht das Gesamtbild eines im „Westen“ kaum bekannten Teils der russischen Industriegeschichte, die in vielem eng mit westlichen Technologien und Unternehmern verbunden war und dies bis heute in eindrucksvollen Architekturensembles dokumentiert.

Vortrag am Donnerstag, den 2. April 2009 (20 Uhr), im Textilmuseum Rheine (Humboldtplatz 4, 48431 Rheine; Info: Tel. 05971 – 10018).

(Text Andreas Oehlke/Textilmuseum Rheine)

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.

Völklingen/Dillingen: Tagung „300 Jahre Kokshochofen“ des Stahlinstituts VDEh

Aus diesem Anlass laden Geschichts-, Hochofen- und Kokereiausschuss des Stahlinstitut VDEh nach Völklingen (Weltkulturerbe Völklinger Hütte) und Dillingen (einzige noch aktive Hochöfen und Kokerei des Saarlands) zu der technikgeschichtlichen Vortragsveranstaltung „300 Jahre Kokshochofen“ in Völklingen und Dillingen (Saarland) am 23. und 24. April 2009 ein.

Die Verbreitung mit ihren technischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen werden in Vorträgen von Historikern nachgezeichnet. Mit einem Ausblick der heute tätigen Fachleute über den derzeit erreichten Stand der Technik hinaus bis in die Zukunft schließt die zweitägige Veranstaltung ab. Die Veranstaltung wird gefördert von der Alfred und Cläre Pott-Stiftung.

Das detaillierte Programm und Anmeldeunterlagen als Download auf der Homepage des Geschichtsausschuss des Stahlinstituts VDEh.

 

Dieser Beitrag wurde am von unter Allgemein veröffentlicht.