Archiv für den Monat: September 2008

Dortmund: Ausstellung „Montanrevier. Bilder aus dem Ruhrgebiet und Oberschlesien“ auf Zeche Zollern

Die Ausstellung "Montanrevier", die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) ab Sonntag, dem 28. September nach eigenen Angaben in seinem Industriemuseum Zeche Zollern zeigt, stellt reviertypische Bauten aus Oberschlesien und aus dem Ruhrgebiet einander gegenüber: Fotos von Martin Holtappels, Piotr Muschalik und Thomas Stachelhaus sowie historische Ansichtskarten zeigen Fördergerüste und Malakofftürme, Bergarbeiterkolonien und Gartenstädte, die Villa Hügel und Schloss Plawniowitz, die Essener Synagoge und die Christ-Königs-Kathedrale von Kattowitz. Mit der Ausstellung im Rahmen der Reihe "Galerie Industriearbeit" setzt das LWL-Industriemuseum seinen Themenschwerpunkt zur deutsch-polnischen Geschichte fort.

"Im Ruhrgebiet und in Oberschlesien weisen gründerzeitliche Zechen und Kolonien, aber auch Kirchen und Theatergebäude nicht selten die gleiche architektonische Handschrift auf", erklärt Dr. Thomas Parent, stellvertretender Museumsdirektor. Bis 1918 gehörten die beiden Montanreviere komplett zum Deutschen Kaiserreich. Die gleichen Konzerne engagierten sich deutschland- und europaweit. Einzelne Architekten übernahmen Bauaufträge in unterschiedlichen Industrieregionen. So schuf Carl Moritz nicht nur das Hotel Handelshof am Essener Hauptbahnhof und die Nikolauskirche in Essen-Stoppenberg, sondern auch das Stadttheater in Kattowitz. Johannes Franziskus Klomp betrieb um 1910 neben seinem Dortmunder Hauptbüro zwei Zweigbüros in Beuthen und Kattowitz. Im
östlichen Ruhrgebiet errichtete er mehrere Sakralbauten – darunter die Dortmunder Dreifaltigkeitskirche im Borsigplatz-Viertel. In Oberschlesien schuf er die monumentale Pauluskirche in Ruda-Friedenshütte. Dort ist das Portal durch einen Bibelvers in deutscher und in polnischer Sprache verziert, der sowohl die Nazi-Herrschaft als auch die kommunistische Diktatur unzerstört überstand.

In der Ausstellung sind die Fotos und Ansichtskarten zu Bildfolgen angeordnet. Einander gegenübergestellt werden Hochöfen aus Hattingen und Ruda, Dampfmaschinen aus Bochum und Zabrze, Theatergebäude aus Duisburg und Beuthen. Als früher Stahlfachwerkbau überrascht der Bahnhof von Ruda-Morgenroth von 1900-1902 an der Strecke von Gleiwitz nach Kattowitz, der die prominente Architektur der Ruhr-Zechen Zollern und Zollverein vorwegnimmt.

Obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg vielerorts Plattenbau-Siedlungen errichtet wurden, konnte Oberschlesien auf weite Strecken sein "reviertypisches" Erscheinungsbild bis heute bewahren. Dies dokumentieren die Fotos von Piotr Muschalik.

"Die Fotos und Ansichtskarten sollen zur Beschäftigung mit den beiden Montanrevieren anregen, mit ihrem typischen Landschaftsbild, ihrer Geschichte, ihrer aktuellen Umstrukturierung, ihren Zukunftsperspektiven", so Kurator Thomas Parent.

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband.

Montanrevier. Bilder aus dem Ruhrgebiet und aus OberschlesienFotos von Martin Holtappels, Piotr Muschalik und Thomas Stachelhaus und Ansichtskarten aus dem Archiv des LWL-Industriemuseums

28.9.2008 bis 18.1.2009 (Eröffnung So, 28.9., 11 Uhr)

LWL-Industriemuseum Zeche Zollern
GALERIEINDUSTRIEARBEIT

Grubenweg 5
44388 Dortmund (Bövinghausen)

Geöffnet Di – So 10 – 18 Uhr

Essen: ERIH – Jahreskonferenz 2008 im November mit Schwerpunktthema „Industriekultur und Tourismus“

Nach der Gründung des ERIH-Vereins im Februar 2008 erhielt nun die Internet-Präsenz der Initiative (http://www.erih.net) eine neue bzw. weiterentwickelte Form.

Die Konferenz beginnt am Freitag gegen 14 Uhr mit einer Exkursion zu verschiedenen Standorten im Ruhrgebiet. Am Samstag stehen von 11 bis 16 Uhr Vorträge und Präsentation auf dem Programm.

Weitere Informationen und detailliertes Programm folgen in Kürze.

Lindlar/Engelskirchen, Bergisches Land: Verbundausstellung „Holzwege“ – „Heißes Eisen“

Im Bergischen Land lagen bedeutende Quellen der wirtschaftlichen Entwicklung über und unter der Erde lagen. Die „Holzwege" im Bergischen Freilichtmuseum Lindlar legen einen besonderes Augenmerk auf Holz als bedeutenden und vielseitigen Roh- und Werkstoff. Neben der Ökologie und der Verwendung kommt auch der Raubbau an den Wäldern zur Sprache, ein Phänomen nicht nur der heutigen Zeit. Ebenso wie die entwaldeten Hügel, gehörten bis ins 20. Jahrhundert zahlreiche Bergwerksschächte, Schmieden sowie zahlreiche Hammer- und Hüttenwerke entlang der Wasserläufe zum Landschaftsbild der Region.

Einen Überblick über die Zeit, als noch viele Eisenhämmer im Bergischen Land pochten, erhält man im Oelchenshammer. Anschaulich und spannend lässt sich dort der Weg von den Rohstoffen, über die Arbeitstechniken hin zu den Produkten aus „heißem Eisen" – im wahrsten Sinne des Wortes – begreifen. Weitere Kooperationspartner der „Holzwege" sind der Landesbetrieb Wald und Holz NRW und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

„Holzwege" ist in Lindlar vom 13. September 2008 bis zum 19. April 2009 zu sehen. Bis zum 7. Dezember zeigt das Bergische Freilichtmuseum darüber hinaus die Ausstellung „Zwischenräume: Fachwerkhäuser – damals und heute" der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens.

Die Präsentation „Heißes Eisen" im Oelcheshammer ist bis zum 26. Oktober 2008 zu sehen, dann wieder vom 5. April 2009 bis zum 31. Oktober 2009; geöffnete jeweils am Sonntagnachmittag sowie nach Absprache.

Über zahlreiche Angebote zur Industriekultur in der Region informiert auch die ERIH-Route „Täler der Industriekultur“

Köln: Photographie und Industriekultur im Umfeld der Photokina

Unter dem Titel „Bitte nicht bewegen“ – Gesichter der Arbeit zeigt das RWWA vom 12. September bis 12. Oktober auf zwei Ebenen des eleganten 50er-Jahre-Treppenhauses der Industrie- und Handelskammer in Köln Abzüge aus verschiedenen Beständen seiner Sammlung. Die Spanne reicht vom Textilunternehmen Scheidt in Essen-Kettwig über die Kölner Unternehmen Stollwerck, Pohlig, Felten & Guilleaume und 4711 – Kölnisch Wasser bis zur Gutehoffnungshütte, aus deren Archiv etwa Fotos des Schiffshebewerkes Henrichenburg präsentiert werden. Gemeinsam ist fast allen Bildern die gestellte Pose innerhalb des gewohnten Arbeitsumfeldes. Gruppen- und Einzelportraits, entstanden zwischen 1890 und 1990, zeigen das professionelle Selbstverständnis der portraitierten Personen und gewähren Einblicke in die Arbeitswelt. Zugleich sind sie Ausdruck von Unternehmenskultur.

Damit macht das wohl weltweit größte und älteste regionale Wirtschaftsarchiv aufmerksam auf seine in mehr als einhundert Jahren Sammlungs- und Rettungsarbeit angewachsenen Bestände, die neben der Zentrale in der Kölner Innenstadt inzwischen in einem eigenen Depotgebäude gelagert werden.

Als weitere Ausstellung zeigt das RWWA derzeit: „4711 – Echt Kölnisch Wasser“: Der Legende nach bekam im Oktober 1792 der junge Kölner Kaufmann Wilhelm Mülhens anlässlich seiner Hochzeit von einem Kartäusermönch ein scheinbar schlichtes Geschenk. Es handelte sich um die geheime Rezeptur zur Herstellung eines "aqua mirabilis", das sich später zu Kölnisch Wasser entwickelte. Wilhelm Mülhens erkannte den Wert der Rezeptur und begann mit der Herstellung von Kölnisch Wasser, das in dieser Zeit auch von zahlreichen anderen Manufakturen produziert wurde.

Die legendäre Zahl 4711 nutzte zwei Generationen später Ferdinand Mülhens zur Unterscheidung seines Produktes von denen anderer Kölnisch Wasser-Hersteller. Ab 1881 trug seine Firma den Namen "Eau de Cologne- & Parfümerie-Fabrik Glockengasse No. 4711 gegenüber der Pferdepost von Ferdinand Mülhens". Kurz vor der französischen Besatzung waren die Kölner Häuser nach Stadtvierteln durchnummeriert worden, um das Auffinden der einzelnen Häuser zu erleichtern. Das Gebäude der Familie Mülhens in der Glockengasse hatte dabei die Hausnummer 4711 erhalten. Dagegen soll, allerdings ebenfalls der Legende nach, ein französischer Soldat, wie in dieser  Ausstellung zu sehen, diese Hausnummer angebracht haben. Knapp hundert Jahre später wurde diese Ziffer zum Markenzeichen für das Produkt, bald weltweit bekannt und heute unverwechselbar.

Die Ausstellung, die Dokumente, Werbeträger du Fotos umfasst, ist bis zum Herbst 2008 zu besichtigen.Das Rahmenprogramm der Photokina ist weitgehend in der „19. Internationalen Photoszene Köln“ zusammengefaßt. Das Programmheft listet insgesamt 91 Einzelausstellungen auf; dazu kommen die „visual galleries“ in Halle 1 der Messe. Hier zeigt u.a. der Verein „MAPHO“, dessen Ziel die Bewahrung von Architektur- und Industriephotographie ist, gemeinsam mit dem Wolfsburger „Institut Heidersberger“ eine Auswahl von Fotos des vor allem durch seine Arbeit für Volkswagen bekannt gewordenen Heinrich Heidersberger.

Ebenfalls in Halle 1 wird die Ausstellung „Licht und Schatten des Alltags“ des Bundesverbandes Arbeiterfotografie und insbesondere des 85jahrigen Berliners Horst Sturm gezeigt.

Eine weitere industriekulturell interessante Präsentation bietet das Farina-Parfum-Museum vom 6. bis 28. September in Form einer Auswahl von Bildern aus der Produktion, aufgenommen in den 1920er Jahren. In seinem Programm „photokina :kölnfotografiert“ bietet die photokina auch workshops, Fotoexkursionen und Wettbewerbe zur Fotografie.

Die Ausstellung „Bitte nicht bewegen“ ist vom 12. September bis 12. Oktober 2008 im Treppenhaus der Industrie- und Handelskammer zu Köln, Unter Sachsenhausen 10-26, 50667 Köln, während der üblichen Öffnungszeiten Montags bis Freitags von 8:00 – 17:00 Uhr zu sehen. Am 12., 19. und 26. September 2008 wird jeweils um 17:00 Uhr eine kostenlose Führung angeboten. Man bittet um vorherige Anmeldung (rwwa@koeln.ihk.de).

(Foto: RWWA)

Terrassa/Spanien: 3. Europäisches Wochenende zum Erhalt des industriellen und technischen Erbes für Freiwillige und Vereine aus verschiedenen Ländern vom 24. bis 26. Oktober 2008

Ohne ihr Engagement wären viele industriearchäologisch bedeutsame Denkmäler, Gegenstände und Dokumente, Zeugen von der Geburt und vom Wachstum der Industriegesellschaft für immer verloren gegangen. Ihr uneigennütziges und unentgeltliches Engagement wird jedoch von Behörden und Instituten noch manchmal unterbewertet.

Nach dem zweiten erfolgreichen Treffen im vorigen Jahr in Kortrijk und Zwevegem (Belgien), mit Teilnehmern aus 12 verschiedenen Ländern, organisiert E-FAITH am Wohnende des 24. bis 26. Oktober 2008 ein drittes Europäisches Wochenende zum Erhalt des industriellen und technischen Erbes, an dem Freiwillige und Vereine aus verschiedenen europäischen Ländern neue internationale Kontakte knüpfen können.

Es wird abermals ein offenes Treffen, an dem Gruppen und Personen ihre Ideen, Arbeiten und Projekte präsentieren und vergleichen können. Sie können auch herausfinden wo es neue Möglichkeiten zur Zusammenarbeiten gibt. Das geschieht mittels Prospekten, Informationsständen, kleiner Ausstellungen, kurzer Vorlesungen oder Präsentationen.

Dieses 3. Europäische Wochenende zum Erhalt des industriellen und technischen Erbes findet statt im Museu Nacional de la Ciència i la Tècnica de Catalunya – dem Nationalmuseum für Wissenschaft und Industrie von Katalonien.

Der Kostenbeitrag wurde so niedrig wie möglich gehalten, um auch den kleinsten Gruppen die Teilnahme ohne übermäßige Belastung des Budgets zu ermöglichen. Teilnehmer zahlen also einen "Solidaritätsbeitrag" von 25 Euro (für Mitglieder) oder 35 Euro (für Nicht-Mitglieder) pro Person, Kosten für Dokumentation, Führungen, Kaffeepausen und Mittagessen am Samstag einbegriffen.

Weitere Informationen und Anmeldung unter:

http://www.e-faith.org

e-mail: 2008@e-faith.org

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