Archiv für den Monat: Februar 2008

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Gedenkstätte Regierungsbunker öffnet am 1. März

Was zwischen 1960 und 1972 auf der Grundlage von zwei nie in Betrieb gegangenen Eisenbahntunneln des Ersten Weltkrieges zwischen Walportzheim und Dernau entstand, war offiziell hochgeheim; übersehen konnte man die Bauarbeiten für das am Schluss gut 17 km Stollenlänge umfassende System dennoch nicht. In zwei Bauabschnitten entstanden nach Planungen von ausgewiesenen Bergbau- und Bunkerspezialisten insgesamt fünf autarke Bunkerabschnitte für je 600 Personen. Knapp einen Monat sollten sie hier nach einem Atomschlag überleben können. Für Bundespräsident und Kanzler, Kabinett und den „Gemeinsamen Ausschuss“ der Parlamentskammern waren spezielle Räume vorgesehen. Dazu kamen fast 1000 Büros für Mitarbeiter, umfangreiche Werkstätten und Lager.

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Erst im Jahre 1997 wurden die Aufgabe des Bunkers beschlossen und die Geheimhaltung aufgehoben. Nach der Hauptstadtverlegung war er in dieser Form überflüssig geworden. Zudem hatten von Beginn an Zweifel an der Sicherheit und Funktionsfähigkeit der Anlage bestanden. Spätestens die moderne Kommunikationstechnik hätte die Leistungsfähigkeit der Energie- und Lüftungssysteme hoffnungslos überfordert.

Die technische Ausstattung des Bunkers setzte sich zusammen aus Anlagen zur Selbstversorgung wie den Brunnensystemen, der Lüftung einschliesslich Filteranlagen sowie den Energieerzeugern. Wichtigste und in mehreren Varianten eigens konstruierte Elemente waren dagegen die Schliess-Systeme für Zugänge und Versorgungsöffnungen.

Der im Jahre 2001 begonnene „Rückbau“ erstreckte sich über mehrere Jahre; um Kontaminationen durch eine befürchtete Überflutung zu vermeiden, mussten sämtliche Einbauten bis auf die rohen Tunnelröhren entfernt werden. Zuvor waren Bemühungen, den Tunnel als Ganzes oder teilweise zu vermarkten, gescheitert. Auch eine Eintragung in das Denkmalregister – in diesem Falle des Landes Rheinland-Pfalz – wurde abgelehnt.

Lediglich gut ein Prozent der Bunkeranlage, nämlich der Eingangsbereich Ost-Ost bei Ahrweiler, blieb vom Abbruch verschont. Als für den Bunker verantwortliche Bundesbehörde ließ das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) gemeinsam mit dem Haus der Geschichte in Bonn dort eine Gedenkstätte mit neu gestaltetem Eingangsbereich einrichten. Betrieben wird sie vom Heimatverein Alt-Ahrweiler, der auch wesentlich zur Rückgewinnung des teilweise entwendeten Inventars beitrug und schon zuvor Ausstellungen über den Bunker organisiert hatte.

Wie die Bauherren und Betreiber nun mitteilten, wird die „Gedenkstätte Regierungsbunker“ am Samstag, dem 1. März 2008, eingeweiht. Der Westdeutsche Rundfunk, dem auch der Betrieb von unterirdischen Studios oblag, berichtete ebenfalls in mehreren Beiträgen über die Eröffnung.

Zur Homepage des Heimatvereins Alt-Ahrweiler hier

WDR-Beiträge hier

Weitere websites:
www.ausweichsitz.de
www.bunker-marienthal.de 

Publikationen:
Der Regierungsbunker. Berlin, Tübingen: Wasmuth, 2007
Diester, Jörg: Geheimakte Regierungsbunker. Düsseldorf: Verlagsanstalt Handwerk, 2008 

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Deutschland: Industriekultur auf dem „Tag der Archive“ am ersten Märzwochenende

Darüber hinaus lassen sich viele Institutionen nicht nehmen, lokale Besonderheiten oder aktuelle Themen aufzugreifen; dabei spielt häufig auch die Industriegeschichte eine Rolle.So bietet das Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr am 1. März von 10 bis 16 Uhr unter anderem Führungen an und zeigt den WDR-Dokumentarfilm „Das Stinnes-Imperium“. Info hier

In Köln präsentiert sich im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung auch das Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsarchiv mit Highlights und Kuriosa aus seinen Beständen. Die Ausstellung findet im neueröffneten Historischen Archiv des Erzbistums Köln (Gereonstrasse 2-4) statt, wo am Samstag, dem 1. März, von 11-17 Uhr nicht nur Führungen angeboten werden, sondern sogar Performances zu erleben sind. Info hier

Das Bayerische Wirtschaftsarchiv in München zeigt unter dem Titel „Der Gehalt machts!“ am 1. März eine Ausstellung zu Münchner Unternehmen im Spiegel der Werbung. Der Bogen reicht dabei von historischen Werbeplakaten, Emailschildern und Reklamemarken bis hin zu Katalogen und Originalverpackungen. Im Begleitprogramm laufen historische Industrie- und Werbefilme. Darüber hinaus bietet das Wirtschaftsarchiv auch einen Blick hinter die Kulissen und öffnet für diesen Tag seine Magazine. Außerdem präsentieren sich in der IHK-Akademie die Historischen Archive der Hypo-Vereinsbank und des Vereins bayerischer Genossenschaften. Info hier

Ein Programmüberblick steht leider nicht zur Verfügung; Informationen bieten die Archive selbst über Plakate und ihre homepages. Auch die Lokalpresse berichtet über die geplanten Veranstaltungen.

www.tagderarchive.de 

Dortmund/Düsseldorf: Industriebrache um das „U“ wird „Zentrum für Kultur und Kreativität“

Wie die NRW-Landesregierung am 26. Februar mitteilte, wird im Rahmen der „Kulturhauptstadt Ruhr2010“ aus dem Altbau und um ihn herum ein „Zentrum für Kunst und Kreativität“ entstehen. Von den knapp 46 Mio. ¤ Gesamtkosten kommt die Hälfte aus EU-Fördermitteln; 30 % bringt die Stadt Dortmund auf, und 20 % steuert das Land aus Eigenmitteln bei.

Der Baukomplex soll unter anderem Einrichtung der Dortmunder Hochschulen, Filialen von Medieninstituten, Ausstellungsflächen und einen Kino/Theatersaal sowie ein „Welcome Destination Center für Touristen“ aufnehmen. Herausragendes äusseres Merkmal werde eine „spektakuläre Medienfassade“.

Ende Oktober 2007 war das Dortmunder Büro Gerber siegreich aus einem internationalen Architektenwettbewerb hervorgegangen. Im Mai 2008 soll mit ersten Infrastrukturmaßnahmen wie der Verlegung der Stadtbahn unter die Erde begonnen werden. Der eigentliche Baubeginn wird noch in der zweiten Jahreshälfte 2008 liegen, damit das Projekt im Jahre 2010 fertiggestellt werden kann. Dann soll unter anderem auf zwei Geschossen des U-Turms eine Sektion der Ausstellung für zeitgenössische Kunst „Mapping the region“ stattfinden.

Weitere 2010-Projekte der Stadt Dortmund unter der Überschrift „ Dortmund_Stadt der neuen Lebenskulturen“ betreffen die ehemaligen Hüttenwerksstandorte „Westfalen“  und „Phoenix/Hörde“ sowie den Hafen.

Pressemitteilung der Staatskanzlei vom 26. Februar 2008 hier

Information der Dortmunder Wirtschaftsförderung hier

Gesamtplanung „Rheinische Strasse“ hier

Homepage der Architekten (siehe Wettbewerbe/KunstVertikale U-Turm Dortmund)

Saarland: Nach Erdbeben droht unerwartet schnelles Ende des Bergbaus

Im Saarland war seit 2005 nur noch eine Großschachtanlage, nämlich das Bergwerk „Saar“ in Ensdorf, aktiv. Dort sind, wie die RAG mitteilte, knapp 4000 Bergleute tätig und von dem Förderstopp betroffen. Schwierig wird die Situation vor allem für die auf die saarländische Kohle eingestellten regionalen Kraftwerke.

Das letzte verbliebene private Kleinbergwerk, die 1945 gegründete Bergwerksgesellschaft Merchweiler in Quierscheid-Fischbach, sollte, wie die industrie-kultur in Heft 1/2008 unter "Regionalmeldungen" berichtet, bereits Ende 2008 geschlossen werden. Hier fördern ca. einhundert Bergleute Steinkohle, die im Kraftwerk Ensdorf eingesetzt wird.

Im gerade erschienenen Schwerpunktheft „Steinkohle-Bergbau“ der industrie-kultur wurde das zuletzt stillgelegte Bergwerk Warndt vorgestellt. Auf den stillgelegten Zechen Göttelborn und Reden bemüht sich die Industriekultur Saar GmbH um den Erhalt und die Umnutzung der Zechenanlagen.

Das Gesamtkonzept des Saarländischen Landesamtes für Denkmalpflege für die Dokumentation und Überlieferung der Bergbaudenkmale ist ergänzend zum Themenheft auf dieser homepage hier nachzulesen.

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Schacht Camphausen in Fischbach (1910)

Köln/Oberhausen: Fundamente der historischen St. Antony-Hütte erhalten Schutzdach

Der prämierte Vorschlag sieht eine futuristisch anmutende Überdachung vor, die an eine umgekehrte Schale erinnert und nur vier Fundamente im Außenbereich benötigt. Die sehr leicht wirkende Konstruktion soll aus dünnem Stahlblech bestehen und damit einen Bezug zur früheren Produktionsstätte herstellen. Die archäologische Fundstätte wird über Oberlichter im Dach und seitlichen Lichteinfall gut beleuchtet. Die Besucherinnen und Besucher  werden über einen Steg durch die Ausgrabung geführt.

Die von den Archäologen des LVR seit Sommer 2006 durchgeführten Grabungen brachten eine Reihe von Erkenntnissen über den Aufbau der Hochofenanlage. Im Mai 2008 wird das Rheinischen Industriemuseum (RIM) im benachbarten ehemaligen Wohn- und Kontorhaus eine Dauerausstellung mit dem Titel „Wiege der Ruhrindustrie" eröffnen. Das Ensemble St. Antony, bestehend aus der begehbaren Ausgrabungsstätte und neuer Dauerausstellung, wird ein wichtiger Beitrag Oberhausens zum Kulturhauptstadtjahr 2010.

Der Jury gehörten neben dem Vorsitzenden Prof. Dr. Stefan Polónyi, Ingenieur und Tragwerksplaner aus Köln, außerdem an: Horst Schlösser, Architekt, Köln; Prof. Christa Reicher, Architektin und Stadtplanerin, Aachen/Dortmund; Barbara Kaulhausen, Architektin, Leverkusen; Harry Voigtsberger, Dipl.-Ing., Erster Landesrat und Baudezernent des LVR; Milena Karabaic, Kulturdezernentin des LVR; Peter Klunk, Dezernent der Stadt Oberhausen und Lena Popal, Architektin aus Oberhausen.

(Quelle: LVR/RIM)

http://www.lvr.de/lvrressourcen/Presse/03/3281Antony-Ahlbrecht_ScheidtG.JPG